Liebe Jugend: Es tut uns sehr leid, dies attestieren zu müssen, aber wenn man einen groben Blick auf die Welt der „Erwachsenen“ wirft, kommt man schnell zu dem Schluss: So gern sie euch kuscheln und knuddeln, so wenig nehmen sie euch ernst. Wobei, so ganz stimmt das auch nicht: Wenn ihr eure Eltern in Pandemiezeiten vom Arbeiten und Steuerzahlen abhaltet, nehmen euch die „Verantwortlichen“ plötzlich äußerst ernst. Dann küren sie euch lautstark zu den „größten Opfern“ und gerieren sich als eure Retter, indem sie euch schnellstmöglich wieder zurück in die Schule schicken. Die unzumutbaren Verhältnisse vor Ort in den Klassenzimmern interessieren dann aber weder die Politik noch den Großteil der verbeamteten Lehrerschaft.
Ansonsten lassen euch unsere Politiker alle Freiheiten, die euch unser Wohlstandswunderland beschert. Also, im Rahmen eures sozialen Umfelds, versteht sich. Und solang ihr nicht irgendwie aufbegehrt. Sei es satirisch beim WDR, wo ihr frech gegen die Oma, „die alte Umweltsau“, ansingt. Oder sei es politisch, wenn ihr einen Armin Laschet mehr fragt als nach seinem Lieblingstier. Tut ihr so etwas, dann werden eure Beiträge ganz schnell von der Sendeplattform gelöscht oder man lügt euch ins Gesicht. Und zu Hause? Da beteuern eure Eltern, ihr wärt ihnen das Allerwichtigste – und knallen hinter euch die SUV-Tür zu.
Liebe Kinder, liebe Jugendliche
Euer Wohlsein, eure Zukunft haben wenig politische Relevanz im Hier und Jetzt. Relevanz hätte eure Oma eigentlich auch nicht. Sie ist allerdings nicht bloß Hauptzielgruppe der öffentlich-rechtlichen Programme, sondern darf im Gegensatz zu euch wählen gehen und hat damit eine Stimme. Die habt ihr nicht. Und wenn es von der Phase der Kindheit in die Jugend geht, wird das nicht besser. Dann nämlich dämmert euch, was hier eigentlich los ist. Ihr eignet euch fundiertes Wissen an, engagiert euch für eine bessere Welt, begegnet den Verantwortlichen auf Augenhöhe – und werdet medienwirksam auf „Schulschwänzer“ reduziert zurück in die Reihe verwiesen. Setzen, sechs!
Liebe Jugendliche: Ihr seid unsere – nein, ihr seid eure Zukunft! Ihr orientiert euch, sucht Vorbilder in den Reihen alter weißer Männer und Frauen. Ihr wollt eines Tages selbst in die Politik gehen und sucht Ideale. Ihr stoßt dabei auf Bundestagsparteien, die fundamental ihre eigene Stammwählerschaft verraten, die ihre christlich fundierte Grundausrichtung routiniert mit Todsünden unterwandern, die im Namen der Freiheit die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandertreiben, die sich als „normal“ vermarkten und dabei „Heil Hitler!“ denken.
Fragen der Zukunft
Ja, viel wurde verbaut, doch es besteht Hoffnung. Denn wo Chaos herrscht, ist auch viel in Bewegung. Und wo sich viel bewegt, kann auch viel entstehen. Die Jugend wird verraten, aber sie ist nicht ohnmächtig. Die Jugend ist aktiv, sie findet Kanäle, sie fordert. Über Einzelne, über Gretas und Rezos, über die vernetzte Gemeinschaft, über den ganzen Erdball hinweg. Und die Jugend wird gehört. Sie verschafft sich eine Stimme. Nur wo führt der Weg hin? Wie gestaltet sich künftig das Leben im Zeitalter der großen Herausforderungen? Wie begegnen sich die Generationen? Wie gestaltet man in Zukunft Gerechtigkeit? Rente, Kurzarbeit, Grundeinkommen – wie sichert man künftig seinen Lebensunterhalt? Welche Jobs verschwinden, welche entstehen? Wie gestaltet sich der Wohlstand klimakonform? Liebe Jugendliche: Bleibt aktiv, verschafft euch Gehör, kämpft für eure Stimme! Wir, die wir damals tatsächlich bloß die Schule geschwänzt haben, drücken euch die Daumen.
VERLORENE JUGEND - Aktiv im Thema
generationenstiftung.com | Allianz von Jung und Alt für generationengerechte Politik.
bgekoeln.de | Gemeinnützige Organisation, die mit Aktionen für ein bedingungsloses Grundeinkommen wirbt.
jugend-waehlt.de | Die Bundesinitiative fordert die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre.
Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@choices.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Homöopathisch verjüngt
Intro – Verlorene Jugend
„Weniger erpressbar und damit mutiger“
Autor Ronald Blaschke über ein bedingungsloses Grundeinkommen – Teil 1: Interview
Wenn die Jugend wählen dürfte
Der Kölner Jugendring vertritt politische Interessen junger Menschen – Teil 1: Lokale Initiativen
Vom Protest zum Widerstand
Andreas Malms Widerstands- und Sabotagekonzeption hat erschreckende Leerstellen – Teil 2: Leitartikel
„Die gesamte Wissenschaft wäre linksextrem“
Nora Schareika von Extinction Rebellion über eine Radikalisierung der Klimabewegung – Teil 2: Interview
Radikal gegen die Trägheit
Die Bochumer Ortsgruppen von Extinction Rebellion und Ende Gelände über Klimaaktivismus – Teil 2: Lokale Initiativen
Lösung statt Lähmung
Sich um die Zukunft zu sorgen, heißt, sie selbst in die Hand zu nehmen – Teil 3: Leitartikel
„Eine Aussperr- und Verbotspolitik“
Der Evolutionsbiologe Josef H. Reichholf über Widersprüche im Naturschutz – Teil 3: Interview
Nachhaltig glücklich
Die Station Natur und Umwelt in Wuppertal setzt für Klimaschutz auf positive Erlebnisse – Teil 3: Lokale Initiativen
Recycling statt verbrannter Erde
„Zero Waste Italien“ sagt dem Müll den Kampf an – Europa-Vorbild: Italien
Geliehene Jugend
Meine WG, meine drei Nebenjobs, mein Gebrauchtfahrrad – Glosse
Rassismus kostet Wohlstand
Teil 1: Leitartikel – Die Bundesrepublik braucht mehr statt weniger Zuwanderung
Schulenbremse
Teil 2: Leitartikel – Was die Krise des Bildungssystems mit Migration zu tun hat
Zum Schlafen und Essen verdammt
Teil 3: Leitartikel – Deutschlands restriktiver Umgang mit ausländischen Arbeitskräften schadet dem Land
Aus Alt mach Neu
Teil 1: Leitartikel – (Pop-)Kultur als Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart
Nostalgie ist kein Zukunftskonzept
Teil 2: Leitartikel – Die Politik Ludwig Erhards taugt nicht, um gegenwärtige Krisen zu bewältigen
Glücklich erinnert
Teil 3: Leitartikel – Wir brauchen Erinnerungen, um gut zu leben und gut zusammenzuleben
Es sind bloß Spiele
Teil 1: Leitartikel – Videospiele können überwältigen. Wir sind ihnen aber nicht ausgeliefert.
Werben fürs Sterben
Teil 2: Leitartikel – Zum Deal zwischen Borussia Dortmund und Rheinmetall
Das Spiel mit der Metapher
Teil 3: Leitartikel – Was uns Brettspiele übers Leben verraten
Demokratischer Bettvorleger
Teil 1: Leitartikel – Warum das EU-Parlament kaum etwas zu sagen hat
Europäische Verheißung
Teil 2: Leitartikel – Auf der Suche nach Europa in Georgien
Paradigmenwechsel oder Papiertiger?
Teil 3: Leitartikel – Das EU-Lieferkettengesetz macht vieles gut. Zweifel bleiben.
Friede den Ozeanen
Teil 1: Leitartikel – Meeresschutz vor dem Durchbruch?
Vom Mythos zur Mülldeponie
Teil 2: Leitartikel – Wie der Mensch das Meer unterwarf