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Piet Mondrian, Baum, 1912, Öl auf Leinwand, 75 x 112 cm, Utica, Munson-Williams-Proctor Arts Institute
Foto: © bpk / Munson-Williams-Proctor Arts Institute / Art Resource, NY

Bäume und Linien

09. Januar 2023

Piet Mondrian in Düsseldorf – Kunst in NRW 01/23

Die Werkschau zu Piet Mondrian, die die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf konzentriert inszeniert hat, ist angenehm zu erleben und doch etwas provokativ. In ihrem Konzept vergegenwärtigt sie den Avantgarde-Gedanken des berühmten holländischen Malers (1872-1944) mit den Schritten vom Gegenständlichen in die Abstraktion und die Konkrete Kunst, die er zunächst gemeinsam mit der Gruppe De Stijl vollzogen und für seine späteren Entwicklungen als Neoplastizismus bezeichnet hat. Deutlich wird sein Interesse an Spiritualität und Transzendenz, die Beschäftigung mit dem Licht und den Farbklängen – und wie all das zusammenhängt.

In der Ausstellungshalle am Grabbeplatz sind die Bilder in zusammengehörigen Werkgruppen chronologisch präsentiert, aber sie werden auch allein auf den Sichtachsen hervorgehoben. Der Clou sind die Paare aus gegenständlichen und ungegenständlichen Bildern. Dazu kommen die Durchblicke in der Ausstellungsarchitektur, die weitere Bezüge herstellen. Plötzlich gewinnen die frühen, im Duktus der Haager Schule entstandenen Landschaftsdarstellungen an tieferer Bedeutung. Sie deuten Mondrians künftiges Interesse an Strukturen und am Raster aus Vertikalen und Horizontalen an, kulminierend in der Malerei von Geäst, das die freien Striche und Linien der ab 1912 entstehenden Bilder vorwegnimmt. Und schon die Leuchttürme und Kirchen betonen lange Vertikalen, teils in Verbindung mit horizontal ausgerichteten Farbfeldern.

Mondrian komponiert in einem präzisen Rhythmus, er wendet sich dazu den Primärfarben in einem Gerüst schwarzer Stege zu, und all das erschließt sich in der Ausstellung anhand etlicher Meisterwerke aus internationalen Sammlungen und besonders dem Museum in Den Haag. Deutlich wird auch die Rolle der Ortswechsel für Mondrian mit den dortigen Beeinflussungen: durch den Kubismus in Paris, wo er 1911-1914 und dann ab 1919 lebt, und, mittlerweile ganz abstrakt, ab 1940 in New York, wo ihn der Boogie Woogie mitreißt: Jetzt ergeben seine gegenstandsfreien, schon im Zusammenspiel der Farbfelder und Farbstreifen anregenden Bilder und Bildentwürfe richtig Sinn.

Mondrian. Evolution | bis 12.2. | Kunstsammlung NRW: K20, Düsseldorf | 0211 838 12 04

Thomas Hirsch

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