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Sehr alte Freunde

28. Juni 2024

Teil 3: Leitartikel – Warum der Hund zum Menschen gehört

Der beste Freund des Menschen ist der Hund. Von Erasmus über Voltaire bis hin zu den Hundebesitzer:innen, denen man im Park begegnet, behaupten das die Menschen immer wieder. Da ist etwas dran, denn die gesellschaftliche Entwicklung unserer Spezies steht in enger Verbindung zu diesem Vierbeiner und brachte daher früh eine große emotionale Nähe zu ihm. Es gibt verschiedene Theorien, wie sich diese Nähe über die Jahrhunderte entwickelt haben könnte. Eins scheint sicher: Ohne den Hund als Wächter, Schützer und Begleiter hätte uns der Säbelzahntiger wahrscheinlich früh ausgerottet. In einem Steinbruch bei Bonn wurde ein Grab entdeckt, in dem vor über 14.000 Jahren ein Mann und eine Frau zusammen mit einem Hund begraben wurden. Für Forscher ein Indiz dafür, dass Hunde Menschen begleiteten, lange bevor der Mensch sesshaft wurde.

„Wer nie einen Hund gehabt hat, weiß nicht, was lieben und geliebt werden heißt“, Arthur Schopenhauer

In Deutschland werden Hunde geliebt. Von fast allen. Auch von Menschen, die selbst keine Hunde haben. Laut einer Studie des Industrieverbandes Heimtierbedarf mögen nur sechs Prozent der Befragten hierzulande keine Hunde. Das dürfte die 10,5 Millionen Hunde freuen, die aktuell hier leben. Herrchen und Frauchen geben immer mehr für ihre Lieblinge aus, für immer mehr Angebote. Brauchten Hunde früher nur Futter und Auslauf, gibt es heute neben einer Vielzahl an Menüs und Snacks auch Pflege-, Beauty- und Life-Style Produkte. Es gibt Salons, Restaurants und Urlaubsangebote. Für Hundefutter wird doppelt so viel ausgegeben wie für Babynahrung, im Jahr 2022 über zwei Milliarden Euro (Hunde) gegen knapp eine Milliarde (Babynahrung). Zwar gibt es deutlich mehr Hunde als Kleinkinder. Aber „just saying“. Für Hundebedarf insgesamt beträgt die Summe ca. sechs Milliarden Euro, ohne Steuern oder Tierarztkosten.

„Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund“, Hildegard von Bingen

Hunde kosten nicht nur Geld, sie geben ihren Menschen auch viel zurück. Vielen geben sie das Gefühl, bedingungslos geliebt zu werden und einen treuen Begleiter zu haben. Gerade für ältere Menschen kann das wichtig sein. Hunde (und Haustiere generell) lindern Einsamkeit, helfen Stress zu reduzieren und Krankheiten wie Bluthochdruck oder Depression entgegenzuwirken. So reduzieren Hunde Gesundheitskosten und entlasten Krankenkassen. Darüber hinaus gibt es Hunde, die wichtige Dienste leisten – als Polizei-, Blinden-, Therapie- oder Rettungshund. Sie erledigen Ermittlungsarbeit, helfen Patienten, die unter Sozialstörungen leiden, geben blinden Menschen Orientierung im Straßenverkehr und retten verschüttete Menschen. Geschichten solcher Ausnahmehunde dienen immer wieder als Filmstoff, wie zuletzt in „Arthur der Große“ mit Mark Wahlberg. 

Dass Hunde so geliebt werden, ist daher verständlich. Doch von Liebe kann kaum noch die Rede sein, wenn man so manche überzüchtete Hunderasse betrachtet. War der Hund früher vor allem ein Nutztier, dessen Spürsinn für die Jagd wichtig war und der Höfe und Dörfer schützte, ist er heute für einige Menschen zum Spielzeug und Statussymbol mutiert. Möpse, Französische Bulldoggen und Chihuahuas sehen mit ihrem Babyface vielleicht niedlich aus, leiden aber wegen der angezüchteten Nasen ständig an Atemnot. Hunde mit angezüchteten Falten bekommen oft Hautinfektionen und Nackthunde sehen nicht nur hässlich aus, sondern frieren ständig. Auch bei vielen anderen Hunden geht die menschliche Liebe zu weit. Kein Hund benötigt Spa-Behandlungen, Swarovski-Halsbänder oder Chefkoch-Menüs. Der Mensch hat dem Hund viel zu verdanken. Ihn zu vermenschlichen bedeutet jedoch, ihm seine (Tier)Würde zu nehmen. Auch die Würde eines Hundes sollte unantastbar sein.

Tina Adomako

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