Wenn die Menschen nicht ins Theater kommen, kommt das Theater zu den Menschen – zumindest bei ImPuls. Die Initiative um ausgebildete Pädagog:innen hat es sich zur Aufgabe gemacht, sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche im Zuge von einwöchigen Theater-Projekten an Schulen oder Jugendzentren einzubinden und Aufführungen vor Ort zu realisieren. Trotz verschiedener Beteiligter und Themen ist die Hauptrolle immer gleich besetzt: Star ist das gesamte Ensemble.
2022 begeht der Verein sein 25-jähriges Bestehen und bietet Inszenierungen zu den Sujets „Kinderrechte“ und „Mobbing“ an. Dabei gestalten die beteiligten Schüler:innen die Stücke in den Treffen selbst. „Meistens schaffen es die Kinder, jeden Tag zu kommen, was im Schulalltag oder auch in den Ferien nicht selbstverständlich ist. Wir motivieren die Kids, ihren Gefühlen Raum zu geben. Die Aufführungen vermitteln ihnen Wertschätzung für die Leistung und geben Selbstvertrauen, beispielsweise, wenn es darum geht, die Stimme zu erheben, um einen Missstand auszudrücken. Darüber hinaus fördern die Produktionen das Teamwork sowie die Konzentrationsfähigkeit“, berichtet ImPuls-Mitbegründer Lotar Kienzler. Der Diplom-Sozialarbeiter erhielt die Anregung für seine Tätigkeit durch einen Brasilienaufenthalt. In Südamerika beteiligte sich der 64-Jährige 1994 am Kollektiv „Theater der Unterdrückten“ und rief nach seiner Rückkehr mit Freunden und Bekannten das Theater ImPuls ins Leben.
Mit 20 bis 30 Projektwochen pro Jahr sind die Mitarbeiter:innen vornehmlich an Haupt- und Förderschulen im Raum Köln zu Gast. „Die Nachfrage ist groß. Unser Problem ist, dass wir immer nur von Förderung zu Förderung planen können. Dazu kommt, dass die Evaluation immer wichtiger wird. Wir müssen nachweisen, was wir mit unseren Projekten erzielt haben. Das können wir mitunter aber nicht, denn wir geben nur Anstöße“, erklärt Kienzle. Für die Finanzierung der Unterfangen bringen die Theaterpädagog:innen oftmals das Geld selbst mit. Durch Fördermittel-Akquisen werden die Bildungseinrichtungen oder Kulturzentren dabei entlastet. Die Kluft in der Kulturlandschaft zwischen gut aufgestellten Bildungseinrichtungen oder besser verdienenden Haushalten und sozialen Brennpunkten in der Stadtgesellschaft sei demnach nicht zu übersehen: „In der Regel haben unsere jungen Teilnehmer:innen im Zuge der Aufeinandertreffen das erste Mal Kontakt zum Theater. Sie kennen das nicht“, sagt Kienzler nachdenklich.
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