Es gab ein großes Hallo in der Kölner Philharmonie, als François-Xavier Roth als kommender Generalmusikdirektor der Stadt Köln und Gürzenich-Kapellmeister die erste eigene Spielzeit vorstellte. „Ich freue mich, dass ich jetzt Kölner bin“, soll er gesagt haben, als er am Hbf den Bahnsteig betrat. Die Familie, auf die er jetzt traf, empfing ihn mit offenen Armen. Die Beigeordnete Susanne Laugwitz-Aulbach – François ruft sie bereits „chèreSusanne“ – nannte als Kulturdezernentin drei Farben auf dem Banner des Maestro Roth: namhaft, visionär, impulsgebend.
Wichtiger am Rhein bleibt aber der Familiensinn, und der scheint bei Francois sehr ausgeprägt. Natürlich bildet seinen Background eine Musikersippe, der Vater gilt als Halbgott der französischen Orgelgeschichte mit wichtigen Preisen und berühmten Lehrern, deren Namen im Konzertführer stehen. Von vier Kindern wurde ein Bruder Bratschist, François lernte Querflöte und später Dirigieren. Sein Handwerkszeug als Dirigent lernte er u.a. bei Jorma Panula, der skandinavischen Lehrmeisterlegende, die in keiner Vita eines aufstrebenden Dirigenten fehlen darf. Wichtiger Mentor wurde Pierre Boulez, „für mein Herz und für meinen Kopf der Größte heute“, schwärmt Roth. Boulez ist dann vielleicht auch der Kopf der „neuen Familie“, die der gebürtige Pariser des Jahrgangs 1971 Köln zuführen wird. Es sind junge, international agierende Dirigenten wie Solisten aus seinem Umfeld, die er während der eigenen Karriere kennenlernen durfte. Ein Stabwechsel am Pult sorgt so angenehm für neue Künstler auf dem Podium, in diesem Falle ohne Verlust bestehender Verbindungen – auch das spricht für eine diplomatische Linie des Maestros Roth.
„Er hört einem zu“, meinte ein Orchestermusiker am Rande des Treffens – und das ist keine Selbstverständlichkeit. Die absolut autoritäre Stabführung sollte eigentlich vom Tisch sein, aber bestimmte Kandidaten setzen immer noch darauf, teilweise sehr erfolgreich. Roth ist ein Kommunikator, der sich auch im Wissen um beschränkte Deutschkenntnisse mutig auf einen kompletten Einführungsvortrag in deutscher Sprache einlässt. Viele Künstler und Werke sind dann halt immer wieder „unglaublich“, aber seine Begeisterung für Inhalte und daran geknüpfte Erwartungen springt die Hörerschaft positiv an. Dabei hilft ungemein, dass der Musiker ein Alleskönner ist. Sein eigenes, von ihm gegründetes Orchester „Les siècles“ wechselt häufig in einem Konzert von historischen auf moderne Instrumente, Mischprogramme sind Roths Spezialität. Auch entspricht seiner Begeisterung für den neuen Job eine beeindruckend häufige Präsenz in der Domstadt. Und dem Blick auf die kommende Hörergeneration folgen bei ihm mächtige Taten: Verschiedene Projekte wie „Ohren auf“ mit der Jugend bis zur sogenannten „Zwergenprobe“ betreut er persönlich. Ohne Angst vor lauernden Gefahren: „Wenn ein Franzose sprich, verstehen die Kinder nicht immer. Ich habe erlebt!“
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