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Individuelle und kollektive Emanzipation: „United Queerdom“
Foto: K. Charlesworth/Carlsen

Held:innen ohne Superkraft

01. Januar 2024

Comics gegen Diktatur und Ungerechtigkeit – ComicKultur 01/24

Eigentlich ist der Comic „Das Tagebuch der Unruhe 1“ von Ersin Karabulut der Anfang einer auf drei Bände angelegten Autobiografie des renommierten türkischen Zeichners. Aber wenn man wie er Anfang der 1980er Jahre geboren ist, dann kommt man zwischen Militärputsch, Säkularisierung und dem aufkommenden Islamismus in der Türkei seit den 90er Jahren um Erdogan und seinen Aufstieg seit Mitte der 80er Jahre nicht herum. Karabulut, Sohn zweier Lehrer, erzählt von einer Kindheit ohne großen Luxus und in ständiger Angst vor religiösen Fanatikern, die ihre Umgebung drangsalieren. Gegen den Widerstand seiner Familie wird er Zeichner, doch als politischer Karikaturist muss er sich auch im Beruf noch vielen Kämpfen stellen. Der erste Band endet, als Karabulut mit 24 Jahren nach einem ersten gegen Erdogan gewonnenen Prozess und einer Gewissenskrise endlich von zu Hause auszieht (Carlsen).  

Islamismus ist auch das Thema eines Bandes, den Autorin und Filmemacherin Marjane Satrapi herausgegeben hat: „Frau Leben Freiheit“ erzählt vielstimmig von der Protestbewegung im Iran nach dem Tod der Studentin Mahsa Amini durch die Misshandlung von der Sittenpolizei. Zu den Autor:innen zählen Iran-Experten wie Historiker und Politologen, zu den Zeichner:innen vor allem französische Künstler:innen wie Catel, Pascal Rabaté, Paco Roca, Joann Sfar, Lewis Trondheim, Winshluss. Sie erzählen von den Ereignissen, die zu der Protestwelle führten, liefern historische Hintergrundinformationen und kulturelle sowie politische Details aus dem alltäglichen Leben im Iran. Die Zeichenstile und Erzählhaltungen sind so vielseitig wie die Stimmen der Regimekritiker:innen (Rowohlt). Dem Kampf von Frauen widmet sich ebenfalls die über 300-seitige Autobiografie von Kate Charlesworth. „United Queerdom“ ist eine sehr persönliche Coming-out-Geschichte der 1950 geborenen britischen Zeichnerin. Ihre eigenen Wegmarken der lesbischen Emanzipation verwebt sie fließend mit allgemeinen zeithistorischen Ereignissen und vor allem popkulturellen Momenten. Ein Kompendium für die LGBTQI+-Bewegung und alle, die sich dafür interessieren (Carlsen).

Christian Meyer-Pröpstl

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