Dienstag, 4. November: Einmal im Jahr stehen diejenigen Kinoschaffenden im Rampenlicht, deren Arbeit am Leichtesten übersehen wird: Kinobetreiber und Filmtheaterbesitzer sehen sich Woche für Woche vor die Aufgabe gestellt, aus der Flut an neuen Filmproduktionen eine Auswahl für ihr Kinoprogramm zu treffen und damit für die Filmbegeisterten Entscheidungshilfe zu leisten. Der Kinoprogrammpreis NRW hat mittlerweile eine 24jährige Tradition, in der mit finanziellen Mitteln der Film- und Medienstiftung NRW die vielseitigsten, einfallsreichsten und unerschrockensten Vertreter dieser Zunft mit Prämiengeldern bedacht wurden. 69 NRW-Kinos sind in diesem Jahr im Gloria-Theater in Köln mit einer Gesamtsumme von 430.000 Euro ausgezeichnet worden. Durch den Abend führte, wie bereits im Vorjahr an gleicher Stelle, die Schauspielerin und Comedienne Carolin Kebekus. Nach deren Meinung war die Location sehr gut gewählt, denn das Gloria-Theater beherbergte bis 1970 ein altes Programmkino, bevor der gesellschaftliche Wandel daraus ein Pornokino werden ließ. Heute dienen die Räumlichkeiten als Kleinkunstbühne, Discoräume oder Austragungsort für vielfältige Veranstaltungen wie z.B. die Kinoprogrammpreisverleihung.
Petra Müller, die Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, zerstreute in ihrer Begrüßungsrede die „kleinen Sorgen um drohende Kürzungen“, die auf dem am gleichen Tag eröffneten Filmkongress angeklungen waren, da der Abend der Ehrung der Kinobetreiber gelten solle. Besonders freue sie sich auf den Film „Frau Müller muss weg“, der in ihrem Team schon zu so manchem Seitenhieb animiert hätte. Regisseur Sönke Wortmann stellte kurze Ausschnitte aus diesem, seinem neuesten Film, anschließend persönlich mit seiner Hauptdarstellerin Mina Tander auf der Bühne vor. Als zwei der zahlreichen prominenten Paten des Abends erläuterten die beiden im Gespräch mit Carolin Kebekus ein wenig den Entstehungsprozess des Films. Wortmann erzählte, dass er das zugrunde liegende Bühnenstück „Frau Müller muss weg“ bereits am Grips-Theater in Berlin mit großem Erfolg inszeniert hatte: „Mir war beim ersten Lesen klar, dass daraus auch ein Film werden muss.“ Nun hätte er über dieses große Thema einen relativ kleinen Film gedreht, der allerdings mit einer tollen Besetzung aufwarten würde. Schwer sei es Wortmann nicht gefallen, das Medium dabei zu wechseln und aus dem Theaterstück einen Kinofilm zu machen. Der Starttermin ist für Mitte Januar 2015 anvisiert.
Auch Christoph Hochhäusler („Die Lügen der Sieger“), Rainer Bock („Dessau Dancers“), Benno Fürmann („Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss“ ) oder Tedros Teclebrhan („Halbe Brüder“) gehörten zu den Preispaten, die Ausschnitte ihrer neuen, teilweise in NRW realisierten Filme präsentierten, bevor sie auf der Bühne Urkunden an die Kinobetreiber übergaben. Zu den Geehrten zählten auch in diesem Jahr wieder einige Kölner Kinos: das Rex (2.000 Euro), das Metropolis (5.000 Euro), das cinenova (7.000 Euro), das OFF Broadway (10.000 Euro), das Theater am Weißhaus (11.000 Euro) das Odeon (12.000 Euro) und die Filmpalette (15.000 Euro), die einmal mehr zu den Spitzenprämienpreisträgern des Landes gehörte. Die beiden Geschäftsführer Dirk Steinkühler und Joachim Kühn nahmen ihre Auszeichnungen sichtlich stolz auf der Gloria-Bühne in Empfang. Höhepunkt des Abends war schließlich die Verleihung des Herbert-Strate-Preises, der einer Einzelperson zugedacht ist, die sich in besonderer Form um den deutschen Film verdient gemacht hat. 2014 fiel die Wahl der Jury auf den Schauspieler, Regisseur, Produzenten und Drehbuchautoren Til Schweiger, auf den sein alter Kollege Jan Josef Liefers als Überraschungsgast die Laudatio hielt. Schweiger selbst entschied sich nach kurzer Entrüstung („Was? Es gibt keine Büste, nur eine Urkunde?“) dazu, das Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro an die Initiative „Wir helfen Flüchtlingen“ der Welthungerhilfe zu stiften, auf die er einige Tage zuvor von Grünen-Politikerin Claudia Roth aufmerksam gemacht worden war.
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