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Oben: Stipendiat Robin Humboldt, Jurymitglieder Hajo Schomerus, Arne Birkestock, Doris Metz, Stipendiatinnen Pia Hellenthal, Monika Pirch; unten: Vorsitzender Gerd Ruge, Petra Müller (Filmstiftung NRW), Stipendiat Levin Peter
Foto: Willi Weber/Film- und Medienstiftung NRW

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24. August 2016

Vergabe der Gerd-Ruge-Stipendien an junge Dok-Filmer in Köln – Kino 08/16

„Wenn junge Filmschaffende TV-Redaktionen eine gute Idee anbieten, scheitert sie meistens am knappen Budget der Sender.“ WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn bringt die Notwendigkeit für die jährlich von der Film und Medien Stiftung NRW vergebenen Gerd-Ruge-Stipendien auf den Punkt. Am 23.8. war es wieder so weit: Fünf junge Frauen und Männer durften aus der Hand des bekannten Journalisten und ehemaligen ARD-Korrespondenten Gerd Ruge (88) ein Stipendium für ein geplantes Doku-Projekt entgegen nehmen.

Ihre Ideen gehen quer durch den Gemüsegarten. KHM-Absolvent Robin Humboldt will die Gäste einer Bar des Stuttgarter Rotlichtbezirks portraitieren. „Im Städtle“ treffen Prostituierte, Strichjungen und Zuhälter aufeinander, die der Regisseur begleiten will. „Die Recherche wird ein Jahr dauern, denn diese Menschen müssen erst einmal Vertrauen zu mir aufbauen“, so Humboldt. Die Berliner Autorinnen Christiane Schmidt und Pary El-Qualqili wollen in ihrem Film „Nachbarn“ Einwohner von Flüchtlingsheimen, auf die Brandanschläge verübt wurden, zeigen. Die Spurensuche soll filmisch als 360°-Schwenk gestaltet werden. Levin Peter hingegen ist für „Stray Dogs“ russischen Astronauten-Hunden auf der Spur: In den 1950er Jahren, als die Sowjetunion führend in der Weltraumforschung war, wurden statt Menschen zuerst Hunde ins Weltall geschossen. Diese waren auf Moskaus Straßen eingefangen und trainiert worden. Als Prestigeobjekte wurden sie auf Pressekonferenzen vorgeführt. „Besonders berührt hat mich das Bild eines Astronauten-Hund, der auf der Fahrt zu einer solchen Veranstaltung vom Beifahrersitz aus das vorbeiziehende Moskau betrachtet“, erzählt Peter von seinen Recherchen in umfangreichem Archivmaterial. Nicht Menschen aus der großen weiten Welt, sondern aus dem kleinen Dorf Haldern am Niederrhein, wo jährlich das Haldern Pop Festival stattfindet, will die Düsseldorfer Filmemacherin Monika Pirch vorstellen. Dabei lässt sie sich von Fragen nach Heimat und Identität leiten. „Die Idee dazu hatte ich bei einem Besuch der ‚Haldern Pop Bar‘, in der internationale Rockbands auf einfache Zuhörer vom Land stoßen“, so Pirch. „Das Leben in Haldern ist in den Rhythmus der Jahreszeiten-Feste eingebettet, auch die Bar. Vielleicht drehe ich meine Protagonisten nur dort“, gibt sie Einblick in ihre Überlegungen. Die Frage nach der eigenen Identität stellt sich auch Eva, eine junge Italienerin in Berlin, die als Prostituierte arbeitet und seit 14 Jahren einen Blog führt, in dem sie ihr Leben mit ihren Followern teilt. „Searching Eva“ heißt das Projekt der KHM-Absolventin Pia Hellenthal, das das Wechselspiel zwischen virtueller und realer Welt ausloten will.

Stipendiumsgründer Gerd Ruge betont, dass die Erfassung von neuen, nicht vorhersehbaren Entwicklungen die Qualität eines guten Dokumentarfilmes ausmache. 837 Einreichungen, 76 Stipendien, 1,5 Mio. vergebene Euro und 39 realisierte Projekte – das ist die Bilanz aus 15 Jahren Vergabepraxis. Die Nachwuchs-Förderung ist zentrales Anliegen. Einig waren sich die Festredner, NRW-Medienstaatssekretär Dr. Marc Jan Eumann, Fernsehdirektor Jörg Schönenborn und Altmeister Ruge, dass Dokumentarfilme aufklärerischen Wert haben. „Zu zeigen, was ist“, sei die großartige und zugleich wertvolle Aufgabe des Chronisten.

Info: www.filmstiftung.de/foerderung/stipendien/gerd-ruge-stipendium

Katja Sindemann

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