Seit sechs Jahrzehnten ist das Senftöpfchen in Köln eine Institution. Eine lange Zeit in einer Republik, der Kabaretts immer suspekt erschienen, deren Politiker dennoch oft in den Häusern zu finden waren und sei es nur, um zu zeigen wie tolerant der Volksvertreter bissige Kritik ertragen konnte. Viel hat sich bis heute nicht verändert, aber eben nur bei TV-Aufzeichnungen. Das Senftöpfchen, seit 1959 ein Kind der frühen Münchner Lach- und Schießgesellschaft-Macher Fred und Alexandra Kassen, füllte im Rheinland nicht nur eine Lücke, sondern sofort mit großen Namen wie Gert Fröbe oder Helen Vita den ersten kleinen Saal. Auch daran hat sich bis heute nichts geändert, schauen wir also auf die Festwoche im September, die ein Feuerwerk an Stars der Szene als Hommage in die Domstadt gelockt hat. Im Wechsel zwischen Musik und Kleinkunst geht es durch die sieben Tage.
Der „fliegende Holländer“ Robert Kreis hat die Retrowelle für die 20er Jahre mit losgetreten, sein spitzer Wortwitz sticht Löcher in die heile Welt der Bürgerschaft damals wie heute, doch Kreis weiß natürlich wie er sie als singender Kabarettist ironisch mit einem Piano wieder zunäht, sicher ein Highlight der Woche, die, so blöd es klingt, nur aus Highlights (Georgette Dee, Bläck Fööss, Konrad Beikircher) besteht und die von einer der ganz Großen beendet wird. Erika Pluhar liest Lyrik und kleine Prosa aus eigener Feder. Ihre Chansons werden von Roland Guggenbichler begleitet, das werden Betrachtungen aus einem ganz persönlichen Blickwinkel einer großen Schauspielerin.
Und am Ende des Monats wird es auch noch sportlich. Halbfinale beim „Kölner Applaus!“, der Bühnenkunstpreis geht in die letzten Runden (Do 26.9. 20.15 Uhr). Kreative und Förderer haben ihn ins Leben gerufen, um insbesondere außergewöhnlichen Künstlern ins Scheinwerferlicht zu helfen. Pro Wettbewerbsabend gehen sechs von ihnen moderiert von Gudrun Höpker und Gerd Buurmann auf die Bühne, um den Einzug ins Finale im Rahmen des KölnComedyFestivals im Comedia Theater zu schaffen.
Festwoche 60 Jahre Senftöpfchen | 9.9.-16.9. | Senftöpfchen | 0221 258 10 58
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Gefährlicher Nonsens
Kabarettist Uli Masuth mit „Lügen und andere Wahrheiten“ in Köln – Theater am Rhein 07/24
Überbordende Fantasie
Micha Marx‘ neues Programm im Senftöpfchen – Komikzentrum 09/21
#dieshowgehtweiter
Senftöpfchen-Streaming-Show mit Kölner Künstler*innen – Komikzentrum 06/21
Tanzen im Wohnzimmer
Lou's The Cool Cats im Senftöpfchen-Stream – Bühne 03/21
„Schickt den Lauterbach zum Woelki“
Konrad Beikircher über „Kirche, Pest und neue Seuchen“ – Interview 03/21
Kabarettistischer Denkraum
Fatih Cevikkollu denkt vor, das Publikum denkt nach – Komikzentrum 03/20
„Ist das jetzt noch Musik?“
Andrea Badey und Matthias Ebbing über „Schwarze Schafe, heute ganz in weiß“ – Interview 02/20
Der Sex, die Laus und der Spaß
Jürgen Becker und das begehrende Volk – Komikzentrum 10/19
Zirkus auf der Bühne
Stephan Masur und seine Artisten – Komikzentrum 08/19
Glühende 20er Jahre
30 Jahre Swing mit den Glühwürmchen – Komikzentrum 04/19
Mit Herz und Humor
Musikkabarettist Robert Kreis lädt zum Lachen ein – Komikzentrum 11/18
Exzentrisches Schlosspersonal
Varietéspektakel „Le château mysterieux“ im Senftöpfchen – Bühne 08/18
Tanzen gegen Rassentrennung
„Hairspray“ am Theater Bonn – Theater am Rhein 11/24
Biografie eines Geistes
„Angriffe auf Anne“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 11/24
Selbsterwählte Höllen
„Posthuman Condition“ am FWT – Theater am Rhein 11/24
„Die Hoffnung muss hart erkämpft werden“
Regisseur Sefa Küskü über „In Liebe“ am Orangerie Theater – Premiere 11/24
Kampf gegen Windmühlen
„Don Quijote“ am Theater Bonn – Prolog 11/24
Die ultimative Freiheit: Tod
„Save the Planet – Kill Yourself“ in der Außenspielstätte der TanzFaktur – Theater am Rhein 10/24
Die Maximen der Angst
Franz Kafkas „Der Bau“ in der Alten Wursterei – Theater am Rhein 10/24
Keine Macht den Drogen
„35 Tonnen“ am Orangerie Theater – Prolog 10/24
Wenn das Leben zur Ware wird
„Hysterikon“ an der Arturo Schauspielschule – Prolog 10/24
Wege in den Untergang
„Arrest“ im NS-Dokumentationszentrum Köln – Theater am Rhein 10/24
Spam, Bots und KI
„Are you human?“ am Theater im Bauturm – Prolog 10/24
Die KI spricht mit
Franz Kafkas „Der Bau“ in der Alten Wursterei in Köln – Prolog 10/24
„Das Ganze ist ein großes Experiment“
Regisseurin Friederike Blum über „24 Hebel für die Welt“ in Bonn und Köln – Premiere 10/24