Sonntag, 29. Januar: Christian Schwochow, für den „Die Unsichtbare“ nach „Novemberkind“ den zweiten Kinolangfilm markierte, erzählte im Publikumsgespräch, dass er seine Drehbücher zusammen mit seiner Mutter Heide schreibe. In diesem Fall schwebte ihnen eine Geschichte über Ängste und den Druck, dem junge Menschen heutzutage ausgesetzt sind, als Thema vor. Dass „Die Unsichtbare“ ausgerechnet in einem Milieu spielt, das auch Schwochow nicht fremd ist – die Schauspieler- und Theaterszene – stand ebenfalls von Anfang an fest und war nach der Meinung des Regisseurs auch notwendig: „Schauspieler sind viel ungeschützter als andere Menschen, weil sie ihr Werkzeug nach getaner Arbeit nicht wegpacken können – sie selbst sind nämlich ihr Werkzeug!“ Auf seine dänische Hauptdarstellerin Stine Fischer Christensen war Schwochow gekommen, nachdem er den Film „Nach der Hochzeit“ gesehen hatte, von dem er sehr beeindruckt war. Im Internet fand er auf Stines Set Card den Hinweis, dass sie auch Deutsch spricht und schickte ihr deswegen das Drehbuch.
Wie sich im Nachhinein herausstellte, reichte Stines Deutsch keineswegs aus, um eine Hauptrolle komplett in dieser Fremdsprache zu spielen. Mit dem Google Translator übersetzte sie sich mühsam das Drehbuch, sagte dann aber trotzdem für die Rolle zu. Mit Hilfe einer Logopädin und einem intensiven Deutschtraining gelang es ihr schließlich, ihren Part doch auf Deutsch zu spielen. Schwochow passte das Skript in Details an seine Hauptdarstellerin an, sieht ihren dänischen Hintergrund aber als zusätzlichen Bonus für die Geschichte, da ihre Figur dadurch mit weiteren Hindernissen fertigwerden muss.
Zur Vorbereitung für ihre Rolle schlüpfte Stine Fischer Christensen zusammen mit ihrer Kollegin Christina Drechsler, die ihre geistig behinderte Schwester Jule spielte, noch vor Drehbeginn in ihren jeweiligen Charakter und wagte sich so in die Innenstadt Berlins. Dabei machten sie die Erfahrung, dass ihnen die Mitmenschen auswichen und bewusst keinerlei Beachtung schenkten. In Geschäften taten die Verkäufer so, als seien sie gerade intensiv mit etwas beschäftigt, um nicht mit den beiden in Kontakt kommen zu müssen. Für Fischer Christensen manifestierte sich in diesem Verhalten die Angst der Leute vor geistig behinderten Menschen. Für sie als Schauspielerin war dies eine gute Möglichkeit, die Ablehnung am eigenen Leib zu erfahren, die auch das Leben ihrer Rolle im Film bestimmt.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Geht es um ihre Mitarbeiter?
Ist ja inzwischen schon fast ein schlechter Scherz, wenn man sich anschaut, wie die gute Frau mit Ihren jungen Angestellten umgeht...
https://www.youtube.com/watch?v=GXSZD5kOQ4s
Auf der Suche nach Erklärungen
„Schilf“ im Rex – Foyer 04/12
Anders sehen
„Pina in 3D“ im Rex - Foyer 04/11
Das Rex am Ring
Mitternachtskino, Kultkino, 3D-Kino: Catherine Laakmann und das Rex am Ring - Kino.Köln 12/07
Mit Trauer umgehen
„Poison – Eine Liebesgeschichte“ im Odeon – Foyer 02/25
Bittersüße Dystopie
„Ein schöner Ort“ in der Aula der KHM – Foyer 01/25
Zeit-Fragen
Symposium der dokumentarfilminitiative im Filmhaus – Foyer 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Ungewöhnliches Liebesdrama
„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Filmpalast – Foyer 04/24
Gegen die Marginalisierung weiblicher Körper
„Notre Corps“ im Filmforum – Foyer 04/24
„Paradigmenwechsel im Mensch-Natur-Verhältnis“
Mirjam Leuze zum LaDOC-Werkstattgespräch mit Kamerafrau Magda Kowalcyk („Cow“) – Foyer 03/24
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Rechtsextreme Terroranschläge
„Einzeltäter Teil 3: Hanau“ im Filmhaus – Foyer 02/24
„Monika musste sterben, weil sie nicht auf den Bus warten wollte“
Auf der Suche nach Gerechtigkeit beim dfi-Symposium – Foyer 01/24