Die Badewanne ist medial der beste Ort zum Sterben, das gilt von Marat bis Barschel. Der Schauspieler (Jan Viethen) im übergroßen Strickpullover liegt schon mal Probe und räsoniert über Ruhm und Sex – und steigt dann wieder aus der Wanne. Auch ein dreiköpfiger Chor kann ihn nicht überzeugen.
Anja Hillings Stück „Apeiron“, das am Theater Bonn von Ludger Engels uraufgeführt wurde, ist ein gewaltiger Brocken zwischen Raunen, Analyse und Assoziation. Es beschreibt am Beispiel von drei Figuren die Implosion des Konstrukts aus Ich, Öffentlichkeit und medialem Bild. Wobei sich der Schauspieler, die Unternehmerin und der Politiker leicht den historischen Vorbildern Philip Seymour Hoffman, Susanne Klatten und Dominique Strauss-Kahn zuordnen lassen.
Regisseur Ludger Engels verortet das Geschehen in einem Setting aus einer Bühne als Projektionsort mit Stellwänden und Kamerainstallation und Schauspielern in abstrakten, asiatisch anmutenden Kostümen. Während die Szenen mit dem Schauspieler und der Unternehmerin (Lydia Stäubli) eher im Klischeehaften zwischen Einsamkeit, innerer Leere, öffentlicher Bewunderung changieren, gewinnt gerade die Figur des Politikers an Eindringlichkeit. In einem Steppdecken-Krönungsmantel wuselt Klaus Zmorek als Bruder im Geiste des Radikalindividualisten Max Stirner umher. Ich und Macht fallen zusammen.
Nietzsches Formulierung, dass die Konsequenz der Macht „das Einverleiben seines eigenen Bildes in fremden Stoff“ sei, wird hier paradigmatisch fassbar. Doch auch wenn Hilling hier ein eindrückliches Porträt zwischen der Hybris, Rausch und Depression des Individuums gelingt, allzu vieles bleibt an diesem Abend im Ungefähren hängen.
„Apeiron“ | R: Ludger Engels | 6., 13., 19.3. 20 Uhr | Theater Bonn | 0228 77 80 08
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