Köln und seine berühmten klassisch/romantischen Komponisten – da gibt es nicht viel zu feiern, so könnte man meinen. Aber dem ist nicht so, wie die kommenden Jahre zeigen. Der nachhaltigste Musikus war vielleicht Jakob Offenbach, Sohn eines Kantors der Synagogengemeinde in der Glockengasse und seiner Kölner Ehefrau, einer gebürtigen Rindskopf. Während des deutsch-französischen Krieges wurde der Wahl-Pariser in seiner neuen Heimat als „Spion Bismarcks“ gehandelt, die Deutschen nannten ihn Vaterlandsverräter. Sein „Höllen-Cancan“ verlieh ihm dennoch Unsterblichkeit. Im nächsten Jahr begehen wir seinen 200. Geburtstag.
Nahe dem Kölner Neumarkt geboren wurde Max Bruch, der mit dem Violinkonzert, im Gegensatz zu Jakob in Köln ausgebildet. Ihn zog es schon früh nach Bergisch Gladbach, wo er in der Villa Zanders arbeiten durfte und wo heute sein Denkmal steht. 2020 gedenken wir seines 100. Todesjahres.
Das fällt zusammen mit dem 50. Todestag des Bliesheimer Komponisten Bernd Alois Zimmermann, dessen 100. Geburtstag das diesjährige Festival „Acht Brücken. Musik für Köln“ feiert – sein Leben war intensiv mit Köln verbunden. Seine Oper „Die Soldaten“ erlebt eine erste Kölner Neuinszenierung nach der hiesigen Uraufführung 1965 (29.4., Staatenhaus). Weniger als Klüngel zwischen Kölner Komponisten steht als Uraufführung ein Werk von Jakob (Jacques) Offenbach auf der Agenda, das Zimmermann bearbeitet hat: „Zaubergeige“ heißt die Operette, die in seherischer Kraft bereits destruktive Rockspektakel imaginiert. Nach dem Zerschlagen einer Geige findet der verzweifelte Besitzer in den Trümmern ein Testament, das für ihn Zukunft und Liebesglück wendet (28.4., Philharmonie).
„Metamorphosen – Variationen“, so ist das Festival überschrieben, nicht nur wegen des sehr besonderen und ausführlich musizierten Zimmermann-Oeuvres. Knapp zwanzig lebende Komponisten gehen mit Uraufführungen ins Rennen um die Gunst des Publikums, das sich in den vergangenen Jahren immer bereitwilliger auf Neuland und Überraschung einlässt. Selbst eine musikalische Zauberreise für Kinder ab drei Jahren schickt das Fest auf Reisen durch die Bürgerzentren: Neue Musik für die ganze Familie.
Ansonsten sollte niemand Angst haben vor den Neutönern, aber es kann schon mal etwas schriller oder trockener werden als in einem klassischen Konzert. So kommt bei einem Kontrabass-Rezital tatsächlich außer dem Bassisten niemand weiteres auf die Bühne. Und der Virtuose Florentin Ginot spielt dann tatsächlich Kontrabass, es ist kein Theaterstück von Süskind (4.5., Philharmonie). Das gilt auch für einen Schlagzeugsolo-Abend, nur das Feld ist besser beackert. Denn der Salzburger Trommel-Messias Martin Grubinger referiert ja regelmäßig über den Unterhaltungswert der kleinen Trommel (3.5. Philharmonie). Freunde gepflegter Swingorchester-Musik sollten allerdings bedenken, dass eine Big Band nicht zwangsläufig nach Basie oder Duke klingen muss. Davon kann ein Konzert im Stadtgarten überzeugen, dort tritt die Monika Roscher Big Band an (4.5. Stadtgarten). Und das Thema „Variationen“ nimmt ein Abend mit dem Ensemble Modern (6.5., Philharmonie) und Werken von Steve Reich in den Fokus: Auch Minimal-Meister leben von Veränderung.
Acht Brücken | 28.4. - 11.5. | www.achtbruecken.de
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