Auch in der Kunst ändern sich die Moden und Stile in rascher Folge. Was gerade erst angesagt war, ist bald nicht mehr gefragt, vorübergehend jedenfalls. Derzeit stellt der Kunstpalast in Düsseldorf zwei aufeinander folgende Konzepte der Malerei der Romantik mit herausragenden Gemälden vor. Caspar David Friedrich (1774-1840) gehört der Frühromantik an; die Maler, die einige Jahrzehnte später im Umfeld der Düsseldorfer Kunstakademie tätig waren, repräsentieren die Spätromantik. Schon mit ihren Bildern wenden sie sich gegen Friedrichs künstlerische Auffassung. Anfänglich gefeiert, setzte bereits um 1810 öffentliche Kritik an ihm und seinem Bildprogramm ein. Typisch für dieses ist die Weite der Landschaft mit einem tiefen Horizont, der den Eindruck von Verlorenheit und Einsamkeit erzeugt. Die Natur wird zum Akteur, etwa in der Darstellung von Eisschollen, von Gebirge und Pflanzen, die in ihrer detaillierten Erfassung dem Aufkommen der Naturwissenschaften entsprechen. Der Außenraum besitzt insgesamt spirituelle Dimensionen, überhaupt: Friedrich verbindet vermeintliche Einfachheit mit hoher Symbolik.
Düsseldorfer Malerschule
Die Künstler der „Düsseldorfer Malerschule“ sahen anders und malten anders. Das verdeutlicht schon der erste Raum der Ausstellung im Kunstpalast, der Gemälde mit Friedrich als zurückgezogenem Künstler den belebten Atelierszenen der Düsseldorfer Künstler gegenüberstellt. Die Malereien etwa von Carl Friedrich Lessing und Oswald Achenbach sind erzählerisch, stimmungsvoll und auf das Spektakuläre hin orientiert: bei den Seestücken und bei den Gebirgsdarstellungen ebenso wie in der Interaktion von Figuren. Dies hat Auswirkungen auf die Malerei selbst, und während Friedrich und seine Zeitgenossen Tupfen neben Tupfen setzten, neigt die „Düsseldorfer Malerschule“ zum Summarischen und zugleich Monumentalen in der Bildauffassung. Caspar David Friedrich aber hat im kleinen Format gemalt und dieses mit Intensität und Dichte gefüllt. Das Erlebnis der Ausstellung liegt, dann wenn die Museen wieder öffnen, im genauen Schauen: von nahem, alleine.
Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker | bis 7.3. | Kunstpalast Düsseldorf | 0211 56 64 21 00
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Ritt durch die Jahrhunderte
Die Neupräsentation im Kunstpalast in Düsseldorf – Kunst in NRW 02/24
Die stille Anwesenheit der Dinge
Cornelius Völker im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 10/23
Malerei im Fluss
Jan Kolata in Ratingen und in Düsseldorf – Kunst in NRW 06/23
Draußen, im Licht
Die Ölstudie im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 03/23
Bilder als Widerstand
Malerei in der DDR in Düsseldorf – Kunst in NRW 11/19
Farben aus Licht
Walter Ophey in Düsseldorf – Kunst 01/19
Chronist zu seiner Zeit
Lucas Cranach im Museum Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 06/17
Ein Fest dem Schleier
„Hinter dem Vorhang“ im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 11/16
Schumann-Saal lässt aufhorchen
Die Düsseldorfer Planer arbeiten am Puls der Zeit – Klassik am Rhein 10/16
Alles in Fahrt
Jean Tinguely in Düsseldorf – Kunst in NRW 07/16
Licht und Schatten
Zurbarán in Düsseldorf – Kunst in NRW 12/15
Richter daheim
Gerhard Richter im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 11/24
Menschen allein
Lars Eidingers Ausstellung „O Mensch“ in Düsseldorf – Kunst in NRW 10/24
Noch gemalt
„Zwischen Pixel und Pigment“ in Herford und Bielefeld – Kunst in NRW 09/24
Farbe als Ereignis
Katharina Grosse im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 07/24
Farbe an Farbe
Otto Freundlich und Martin Noël in Bergisch Gladbach – Kunst in NRW 06/24
Am Anfang der Abstraktion
Hilma af Klint und Wassily Kandinsky in Düsseldorf – Kunst in NRW 05/24
Glaube und Wissenschaft
Louisa Clement im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 04/24
Das eigene Land
„Revisions“ im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – Kunst in NRW 03/24
Ende eines Jahrhunderts
George Minne und Léon Spilliaert in Neuss – Kunst in NRW 01/24
Puls des Lebens
Chaïm Soutine im K20 in Düsseldorf – Kunst in NRW 12/23
Ganz leicht
Christiane Löhr im Bahnhof Rolandseck – Kunst in NRW 11/23
Aus anderer Perspektive
Szenenwechsel der Sammlung im K21 in Düsseldorf – Kunst in NRW 09/23