Flix hat mit „Spirou in Berlin“ den abenteuerlichen Pagen und Freund des Journalisten Fantasio in das Ost-Berlin des Jahres 1988 geschickt und Rob-Vels Figuren, die vor allem André Franquin in den 50er und 60er Jahren prägte, an seinen eigenen Stil angepasst. Witz, Action und der ganz normale Wahnsinn der Serie finden sich bei Flix zu einer würdigen Folge vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte zusammen (Carlsen). Mawil hat hingegen nicht Zeit oder Ort, sondern das Fortbewegungsmittel angepasst: „Lucky Luke sattelt um“ – und zwar auf einen Drahtesel, mit dem Luke durch die Prärie rollt. Der Strich trägt deutlich Mawils Handschrift (Egmont). Mit „Der letzte Pharao“ erscheint eine Hommage an Edgar P. Jacobs Ligne Claire-Reihe „Die Abenteuer von Blake und Mortimer“. François Schuiten („Die geheimnisvollen Städte“) hat „Das Geheimnis der großen Pyramide“ von 1950/51 im Brüssel der Gegenwart in großartigen Bildern fortgeführt – zwischen Fantastik, Science Fiction und Architekturfantasie. Alleine die vielen Texttafeln sind ein störendes Element, das nur erklärt, was man eh im Bild sieht (Carlsen).
Die Egmont Comic Collection hat bereits mehrere Bände mit Geschichten von Micky Maus veröffentlicht, die von Autoren-Zeichnern wie Lewis Trondheim, Loisel, Tébo, Keramidas oder Cosey stammen. Sie sind manchmal Kommentar, manchmal Interpretation, auf jeden Fall aber auch eine Hommage an Disneys Ur-Figur. „Super Mickey“, Band neun der Reihe, stammt vom Niederländer Pieter de Poortere und kommt ganz ohne Text aus. Trotzdem sollte man die Bilder der Superheldengeschichte in Entenhausen genau lesen, um alle Details und Anspielungen dieser schönen, betont altmodisch gehaltenen Geschichte zu erkunden. Mit „Micky – All Stars“ erscheint außerdem ein Band mit Geschichten von 50 Zeichnern (nur zwei Frauen!), die je eine Seite gestalteten. Oben links kommt Micky durch eine Tür, im letzten Panel geht er durch eine andere Tür in die nächste Geschichte … und so weiter. Es ist ein wildes, in Tonart und Zeichenstil sehr abwechslungsreiches Spektakel, an dem auch die deutschsprachige Zeichner Ulf K, Flix und Sascha Wüstefeld beteiligt sind.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Aufwändige Abschlüsse
Comics, die spannend Geschichten zu Ende bringen – ComicKultur 02/25
Massenhaft Meisterschaft
Neue Comics von alten Hasen – ComicKultur 01/25
Kampf den weißen Blättern
Zwischen (Auto-)Biografie und Zeitgeschichte – ComicKultur 12/24
Comics über Comics
Originelle neue Graphic Novels – ComicKultur 11/24
Krawall und Remmidemmi
Begehren und Aufbegehren im Comic – ComicKultur 10/24
Ein Quäntchen Zuversicht
Düstere, bedrohliche Welten mit kleinem Hoffnungsschimmer – ComicKultur 09/24
Kunst leben, Kunst töten
(Auto-)Biografische Comics bleiben ein großer Trend – ComicKultur 08/24
Repetitive Einsamkeit
Comics aus der (inneren) Isolation – ComicKultur 07/24
Allzu menschlicher Sternenkrieg
Annäherungen an Philosoph:innen und Filmemacher:innen – ComicKultur 06/24
Von Kant bis in die Unterwelt
Zarte und harte Comicgeschichten – ComicKultur 05/24
Female (Comic-)Future
Comics mit widerspenstigen Frauenfiguren – ComicKultur 04/24
Spurensuche
Comics zwischen Wirklichkeit, Fantasie und Spektakel – ComicKultur 03/24
Wem gehört Anne Frank?
„Immer wenn ich dieses Lied höre“ von Lola Lafon – Literatur 02/25
Schrecklich komisch
Tove Ditlevsens Roman „Vilhelms Zimmer“ – Textwelten 02/25
Unsichtbare Krankheiten
„Gibt es Pflaster für die Seele?“ von Dagmar Geisler – Vorlesung 01/25
Gespräch über die Liebe
„In einem Zug“ von Daniel Glattauer – Textwelten 01/25
Mit KI aus der Zwangslage
„Täuschend echt“ von Charles Lewinsky – Literatur 01/25
Doppelte Enthüllung
„Sputnik“ von Nikita Afanasjew – Literatur 12/24
Eine wahre Liebesgeschichte
Thomas Strässles „Fluchtnovelle“ – Textwelten 12/24
ABC-Architektur
„Buchstabenhausen“ von Jonas Tjäder und Maja Knochenhauer – Vorlesung 11/24
Übergänge leicht gemacht
„Tschüss und Kuss“ von Barbara Weber-Eisenmann – Vorlesung 11/24