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In Liebe, Eure Hilde

In Liebe, Eure Hilde
Deutschland 2024, Laufzeit: 124 Min., FSK 12
Regie: Andreas Dresen
Darsteller: Liv Lisa Fries, Johannes Hegemann, Lisa Wagner

Unmittelbar mitreißendes historisches Drama

Denk an was Schönes!
„In Liebe, Eure Hilde“
von Andreas Dresen

Hilde Rake (Liv Lisa Fries) lernt 1940 in Berlin Hans Coppi (Johannes Hegemann) kennen. Hans ist als Funker aktiv in einer Berliner Widerstandsgruppe, die unter anderem Verfolgten hilft, Flugschriften verteilt, Verbrechen der Wehrmacht auflistet und Informationen über deutsche Kriegsvorbereitungen weiterleiten will. Auch Hilde unterstützt bald die Gruppe. 1942, sie ist jetzt mit Hans verheiratet, fliegt die Gruppe auf. Die autarken Widerstandszellen, später unter dem Namen Rote Kapelle bekannt, werden von der Gestapo bewusst fälschlicherweise als sowjetisch gelenkt gelistet – die Urteile fallen entsprechend gnadenlos aus. Hilde ist bei ihrer Festnahme hochschwanger.

Auch sein letzter Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“, die heiter-tragische Odyssee einer Mutter, basierte auf einer historischen Figur. Mit „In Liebe, Eure Hilde“ nun stellt Andreas Dresen sein letztes Werk, ja: sein gesamtes bisheriges filmisches Schaffen, in den Schatten. Dies gelingt schlichtweg über das, was Dresen grundsätzlich ausmacht: Nähe und Unmittelbarkeit. Nur übertrifft sich der Regisseur diesmal selbst: Mit Authentizität auf allen Ebenen, nahezu jede Szene wirkt intim. Die Kamera (erstmals für Dresen tätig: Judith Kaufmann, „Das Lehrerzimmer“) bewegt sich, wiederholt in langer Einstellung, distanzlos in Nähe zu seiner Figur – und bleibt dabei zugleich unaufdringlich. Die Bildsprache reduziert, der Score beschränkt auf wenige Klänge aus dem Akkordeon: Dresen inszeniert nahezu ohne Filter. Direkt und gnadenlos – im Glück wie im Grauen. Anders als bei „Rabiye Kurnaz“ gönnt er seiner Hauptfigur diesmal keine komödiantische Überdrehung, weicht die Erbarmungslosigkeit des Schicksals nicht durch eine Over the Top-Kauzigkeit der Titelfigur auf. Dresen liefert diesmal kein Feel-Good-Drama, Dresen liefert pure Wucht. Das notwendige Ventil dazu ist dabei authentisch motiviert und dicht gekoppelt an die Protagonistin: die heilsame Realitätsflucht durch den Blick zurück in die Erinnerung. Dresen folgt Hilde einerseits chronologisch durch die Haft. Parallel montiert er Szenen aus der Zeit davor und bewegt sich in diesem Zeitstrang umgekehrt durch die Chronologie, so wie einst Gaspar Noés „Irréversible“. Während das eine Ende in der Tragödie gipfelt, mündet das andere Ende hoffnungsvoll: Blicke auf das Entstehen einer Liebe. Blicke auf die Kraft des Widerstands. Ein Widerstand, den Dresen, darauf legt er Wert, fernab von Heroisierung und damit als erreichbar für jede und jeden darstellt: „Widerstand bedeutet (…), im Rahmen seiner Kräfte und Möglichkeiten wehrhaft und als Teil der Gesellschaft wach zu sein“, sagt der Regisseur. „Jeder kann das leisten, es gibt keine Ausreden.“

„In Liebe, Eure Hilde“ geht nah. Eine Nähe, getragen von der Narration, von der Kamera, der Inszenierung. Allen voran aber trägt diese Nähe Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“, „Kafka“), die sich der Kamera in jeder Einstellung öffnet. Vollkommen. Fries‘ Performance geht durch Mark und Bein. Fries ist erschütternd wahrhaftig. Und sie hat schon längst die großen Filmpreise verdient. Mehr als andere.

(Hartmut Ernst)

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