Mein Totemtier und ich
Niederlande, Luxemburg, Deutschland 2022, Laufzeit: 90 Min., FSK 6
Regie: Sander Burger
Darsteller: Jean-Philippe Amani, Emmanuel Ohene Boafo, Céline Camara
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Einfallsreicher Sozial-Familienfilm
Bloß keine Polizei!
„Mein Totemtier und ich” von Sander Burger
Während die AfD in Deutschland die Werbetrommel rührt für die Ausweisung von Migranten und auch in etlichen anderen europäischen Ländern wieder ein deutlicher Rechtsruck in der Gesellschaft zu verzeichnen ist, kommt ein Film wie „Mein Totemtier & ich“ von Sander Burger („Off Track“) genau zum richtigen Zeitpunkt. Die niederländisch-luxemburgisch-deutsche Koproduktion ist in Rotterdam angesiedelt, aber die hier geschilderten Ereignisse lassen sich spielend auf so ziemlich jede europäische Großstadt übertragen. Im Mittelpunkt der Geschichte, die aufgrund ihrer Erzählweise und ihrer jugendlichen Protagonistin bestens für ein heranwachsendes Publikum geeignet ist, aber durchaus sämtliche Zuschauerschichten ansprechen kann, steht eine senegalesische Familie, die bereits seit mehr als zehn Jahren in den Niederlanden heimisch ist. Ein klitzekleines Manko besteht in der Tatsache, dass sie illegal in das Land eingereist ist und die vor elf Jahren auf dem Weg dorthin geborene Ama (toll: Amani-Jean Philippe) keinen Ausweis besitzt. Von Kindesbeinen an hat sie von ihrem Vater eingebläut bekommen, deswegen bloß nie in Kontakt mit der Polizei zu geraten.
Ama ist wunderbar in die Gesellschaft integriert, fühlt sich als Niederländerin und setzt alles daran, einen Jugendwettkampf im Schwimmen zu gewinnen. An der Schule und im Schwimmverein findet man Lösungen, wenn es darum geht, behördliche Angaben anzupassen. Oft hilft Ama auch ihr bester Freund Thijs (Ole van Hoogdalem). Dessen Mutter Paula (Lies Visschedijk) ist allerdings Polizistin, und durch einen dummen Zufall werden Amas Mutter und kleinerer Bruder verhaftet, Ama selbst und ihr Vater verstecken sich nun an unterschiedlichen Orten vor der Polizei. Während der Familie die Abschiebung droht und Ama verzweifelt versucht, ihren Vater zu finden, taucht plötzlich ein Riesen-Stachelschwein auf, das sich als Amas Totemtier herausstellt. Der stumme Koloss, den nicht jeder sehen kann, hat das Problem erkannt und steht dem tapferen Mädchen nun nach Kräften zur Seite.
Sander Burger spielt geschickt mit Mythen der indigenen Bevölkerungen und zimmert daraus eine gleichermaßen aktuelle wie märchenhafte Geschichte, die ein wenig an den poetischen Realismus französischer Filme der 1930er Jahre erinnert. Die verschiedenen Positionen, mit denen man dem Thema der illegalen Einwanderer begegnen kann, spiegeln sich exemplarisch in den unterschiedlichen Ansichten von Thijs Eltern. Klare Sympathieträger des Films sind aber die jugendlichen Protagonisten, aus deren Sicht sich die behördlichen Bestimmungen ohnehin nicht erschließen. Auch das Gleichnis der Zugvögel, das ein weiser Obdachloser Ama mit auf den Weg gibt und das den Sinn von willkürlich gezogenen Landesgrenzen in Frage stellt, ist bestens dazu geeignet, um auf einfache und doch eindringliche Weise Verständnis zu wecken für die in Bedrängnis geratene Familie. Ein unterhaltsamer und gelungener Familienfilm zu einem brandaktuellen Thema.
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