Oliver Twist
Tschechien 2005, Laufzeit: 125 Min., FSK 12
Regie: Roman Polanski
Darsteller: Barney Clark, Sir Ben Kingsley, Jamie Foreman, Harry Eden, Leanne Rowe, Lewis Chase, Edward Hardwicke, Jeremy Swift, Mark Strong, Jake Curran, Ophelia Lovibond, Frances Cuka, Chris Overton
Solide
Raspa (391), 25.04.2007
Einige Kritiken, die den Film geradezu in den Boden stampfen, sind absolut überzogen. Wer den Roman gelesen hat, der weiß, dass subtile Charakterzeichnungen und psychologische Finessen auch nicht gerade Dickens`größte Stärken sind. Diese liegen vielmehr in den Genrebildern, im Schaffen atmosphärisch dichter Szenen. Insofern ist Polanskis Verfilmung durchaus als gelungen anzusehen. Dass Barney Clark die Hauptrolle eher blässlich verkörpert, räume ich gerne ein. Das ist aber kein Grund, den Film insgesamt auszubuhen. Im Übrigen sei erwähnt, dass die DVD einem die Möglichkeit verschafft, ein kraftvolles lower class - English zu genießen, eine Chance, die die deutschen Kinobesucher natürlich nicht hatten.
Eine Geschichte erzählen ist Kunst!
kitzig (1), 05.01.2006
Sicherlich: keine atemberaubenden Stunts, keine rasanten Schnitte und Kamerafahrten, keine Action, nur Erzählung, keine reissende Gewalt; keine romantischen Highlights, selbst die Bösen sind nicht richtig böse - kurz: nichts dergleichen, was offenkundig die gegenwärtig vorherrschenden Sehgewohnheiten bedient, so dass das Fehlen dieser Zutaten sehr schnell als Qualitätsmangel bewertet wird.
Der Film ist für mich ein gelungenes Beispiel, einfach eine Geschichte in zudem beeindruckenden Bildern zu erzählen: nicht beschönigend, sondern berührend in der Darstellung des Elends; mein Sohn war tief beeindruckt über das Schicksal des Kindes (deswegen: kein Aktionsdarsteller a la Harry Potter); in der Person Fagin mischt sich in der Tat Abscheu vor seiner Schurkerei und Feigheit ebenso wie Mitgefühl für einen alten Ausgestoßenen in seinen elenden Lebensbedingungen, der einen inneren Kampf gegen aufkommende Gefühle und Zuneigungen führt, die er um seines eigenen Überlebens willen sich überhaupt nicht leisten kann.
Ein Film, der einfühlsam einfach eine Geschichte erzählt, ist für mich ein - offenbar immer seltener werdendes - Kunstwerk.
Guter Film mit einigen Schwächen
Kinokeule (541), 03.01.2006
Dekoration und Kostüme sind sehr gelungen. Gleichwohl sieht man den größeren Einstellungen ihre Computerherkunft deutlich an. Der Hauptdarsteller des Oliver Twist bleibt leider etwas blass und ich hatte in der zweiten Hälfte des Films den Eindruck, dass er in eine Nebenrolle abdriftet. Ben Kingsley liefert eine gute Arbeit ab und es macht eine Menge Spaß ihm zuzusehen. Trotz vieler Kinder war es im Kino sehr ruhig, was für eine gewisse Spannung des Films spricht (3 Sterne)
laaangweilig
nothing (53), 02.01.2006
Wenns ein Theaterstück von irgendeiner Grundschule gewesen wäre, wären die schauspielerischen Leistungen der Kleindarsteller bestimmt auch nicht schlechter gewesen. Die erwachsenen Schauspieler sollten aber auch keinen Oskar kriegen. Die Bösewichter sind einfach nicht böse, sondern armselig. Sir Ben Kingsley mit seinen lustigen Taschentüchern wirkt teilweise wie eine Helge-Schneider-Imitation. Die Qualität ist eher die eines x-beliebigen Kinderfilms, die Geschichte ist auch nicht richtig packend, was auch an einem einfallslosen Drehbuch liegt. Nur die Szene im Gerichtssaal ist lustig.
Überragend ist anders
Hoohni (9), 22.12.2005
Also leider habe ich den Roman, der als Vorlage diente, (noch) nicht gelesen, und kann deswegen nichts dazu sagen, in weit er gut oder schlecht umgesetzt wurde.
Mir persönlich hat der Film nur mittelmäßig gefallen. Sir Ben Kingsley verkörpert den bösen Faggin recht gut, dafür ist Barney Clark als Oliver um so langweiliger, vielleicht liegt es ja einfach an der Rolle.
Der Soundtrack ging mir am Ende des Films ziemlich auf den Geist, da das Hauptmotiv des vom Orchster vertonten Soundtracks ständig bei jeder Gelegenheit ohne große Variationen gespielt wird. Also wenn Filmmusik penentrant wirkt, weil dauernd wiederholt, ist das nicht so schön.
Alles in allem hätte es mir auch gereicht, den Film irgendwann auf DVD oder im Fernsehen zu sehen... nicht schlecht, aber überragend ist anders.
Nette vorweihnachtliche Unterhaltung
Smithee (3), 22.12.2005
Obwohl er wohl der bekannteste meiner Namensvettern ist, habe ich leider noch nie den Roman "Oliver Twist" von Charles Dickens gelesen. Auch die hoch gelobte Verfilmung von David Lean aus dem Jahr 1948 habe ich noch nie gesehen. Insofern fehlen mir für die aktuelle Version von Roman Polanski die Vergleiche.
Ohne Kenntnis dieser Werke lässt sich sagen, dass der Film eine nette vorweihnachtliche Unterhaltung bietet (wenn auch nicht für jüngere Kinder), mit beeindruckendem Dekor und meist sehr guten Schauspielern, allen voran Ben Kingsley als Fagin. Lediglich Barney Clark in der Titelrolle war eher enttäuschend. Größeren Tiefgang, Subtilität oder innovative Regieeinfälle bietet der Film jedoch nicht und lässt sich damit nicht ohne weiteres als Werk eines Roman Polanski identifizieren. Aber da Polanski nach eigener Aussage den Film für seine Kinder gedreht hat war das wohl auch nicht zu erwarten.
www.smithees.blogspot.com
Wozu die Vorschusslorbeeren?
Colonia (683), 19.12.2005
Polanskis "Oliver Twist"-Version ist eine Kulissen- und Ausstattungsorgie. Bis auf einige unechte Mauern, denen man ihre Künstlichkeit auf der großen Leinwand ansieht, atmet jedes einzelne Bild 1830-er-Atmosphäre, hübsch untermalt von der Musik Natalie Portmans ("Beloved", "Emma").
Das Zwei-Stunden-Werk ist episodenhaft. Zu episodenhaft, um ein Ganzes zu ergeben. Will sagen: Es lässt an Dramaturgie vermissen. Das kann man, wie der Kritiker David Gärtner, zur Kunstform erheben ("Der Fim entzieht sich konventionellen Narrationsmodellen ..."), muss man aber nicht. Man kann das auch als Drehbuchschwäche sehen. Dazu kommt ein eher mittelmäßig talentierter junger Hauptdarsteller, den die Regie gerne mal dumm in der Gegend herumstehen lässt.
Wohl um den Film auf Biegen und Brechen ab FSK 6 freigegeben zu bekommen, verzichtet man auf sichtbare Gewalttätigkeiten. Da nun aber Subtilität auch nicht eben eine Qualität dieses Filmes ist, sind die Bösen nicht richtig böse und die Darstellung einiger Figuren sowie deren Motivation wirken seltsam unentschlossen. Das geht klar zu Lasten der Glaubwürdigkeit.
So bleibt zuletzt nicht viel vom mit reichlich Vorschusslorbeeren beworfenen neuen Polanski.
Insgesamt nicht besonders empfehlensert.
www.dieregina.de
Sogar der Hund fehlbesetzt
otello7788 (554), 18.12.2005
Oliver Twist ist in jedem Bild großes Kino. Allerdings nur auf ein Bild bezogen. Als aneinandergesetzte Bilder versagt er vollkommen. Stimmung, Ausstattung, Kamera und Licht sind superb. Man kann den Dreck förmlich riechen und die Ratten durchs Kino huschen hören. Das geht kaum besser.
Das Gegenteil muss man leider über das Drehbuch sagen. Keine der Personen wird anständig eingeführt und sie bleiben einem total fremd. Nicht einmal der Hund kann überzeugen. Die Teenies hinter mir fanden mehrmals das Wort "süüüss" für ihn. Dabei soll er doch abgerichtet sein, Menschen zu zerfleischen.
Die deutsche Übersetzung ("da kriegen mich keine 10 Pferde zu" die Luft ist rein!") hat wahrscheinlich den letzten Rest an sinnvollen Dialogen vernichtet.
Der Junge der Oliver Twist spielt, ist sicher gutaussehend. Aber was das Besondere an ihm war, konnte ich auch nach 125 Minuten nicht herausfinden. Er stolperte mehr von einer Situation in die andere und ich kann mir, wenn auch ohne Kenntnis des Originals, kaum vorstellen, daß dies in der Literaturvorlage auch so ist.
Lediglich Ben Kingsley kann ein paar Glanzpunkte setzen.
Eine herbe Enttäuschung.
www.das-positiv.de
Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24