Und sie gehen ihren Weg, immer von neuem, um die Spielfläche herum: Cookie und Fuzzi. Die eine monströs im grauen Sackgewand mit Badehaube und 70er-Balkenbrille, die andere stumpig und skurril hüpfend. Ein verwachsenes Duo sich gegenseitig quälender Alter. Vereint im sadistisch-masochistischen Vertrauen – bis Cookie (Sabine Orléans) am Ende den Spaß zu weit treibt und Fuzzi (Elisabeth Schlott als Ersatz für die erkrankte Kristin Steffen) in einem schockkalten Bad in den Tod treibt. Versehentlich. Noch symbiotischer sind allerdings Zabina und Bine miteinander verwachsen. Lou Zöllkau und Marlene Tanczik tragen die gleichen stylischen Klamotten und werfen sich mit zwillingshafter Aggression in den Kampf: Pubertät, Party, Provokation – doch auch diese Freundschaft hat ein autoritäres Gefälle: Zabina zwingt Bine eine Rolle in ihrer Vergangenheitsbewältigung auf. Sie muss mitspielen, übertreibt aber immer wieder „versehentlich“.
Drei Frauenpaare bringt Magdalena Schrefel in ihrer „Sprengkörperballade“ auf die Bühne. Drei Ausbeutungsverhältnisse, in denen gelogen, geliebt, gezetert wird – durch drei Generationen hindurch. Regisseurin Andrea Irmler inszeniert das mit Hilfe von ein paar grauen Stoffbahnen in der Außenspielstätte des Schauspiels Köln mit psychologisch genauen Lotwürfen in die seelischen Dunkelkammern, aber auch mit Sinn für Komik, die allerdings nie denunzierend wird. Am erschreckendsten und berührendsten gerät dabei die Geschichte von Djana (Nicola Gründel). Sie ist mit ihrem Mann nach Deutschland gekommen, wurde von ihm verlassen und zwingt nun ihre (neben Zabina) zweite Tochter Gina (Elias Reichart) in die Rolle des abwesenden Vaters: Sie/Er muss dessen Schuhe tragen, sich mit Mutter unters Tuch kuscheln und minutiös dessen Sätze nachsprechen. Es ist das Grauen einer Instrumentalisierung, die aus tiefem Schmerz herrührt und im Wiederholungszwang festgezurrt ist. Zugleich ist bei allen drei Paaren alles nur Spiel – nur dass die Spielregeln auf psychologischer Abhängigkeit basieren
„Sprengkörperballade“ | R: Andrea Irmler | 1., 11., 14.6. 20 Uhr | Schauspiel Köln | 0221 221 284 00
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