Es ist „Tatort“-Zeit und niemand hat so recht Lust: Das Opfer will schon gar niemand mimen. Und Kommissarin Bär weigert sich, zu ermitteln: „Dann können wir alle Feierabend machen“. Doch ein Tatort dauert bekanntlich neunzig Minuten, also muss die Suche nach der Täter:in beginnen.
Regisseurin Nele Stuhler widmet sich der Krimi-Besessenheit des deutschen Fernsehens und unternimmt mit „Soko Tatort“ nach einer eigenen Textvorlage den Versuch, die dramaturgischen Besonderheiten sowie die gesellschaftliche Begleitmusik der TV-Krimis ironisch durch den Kakao zu ziehen – und da der Mord im Theater passiert, bekommt die eigene Institution gleich auch etwas ab. Das beginnt beim erwähnten Zwang zum Mordopfer; Tatorte werden ausgiebig durchdekliniert („Mord im Theater – in welcher Folge haben wir das schon mal gemacht?“); es kommt zum schrägen Schnack mit der (Theater-) Ärztin; schematische Besprechungen im Film-Kommissariat werden in zwei halb transparenten Kabinen nachgestellt. Doch so dankbar das Thema wäre, der Abend entwickelt sich regelrecht zum Humorkiller und verschenkt fast alle Möglichkeiten zu Ironie und Komik. Das obligatorische „Wo waren Sie gestern?“ dient allenfalls als zu Tode gerittene Wiederholungsschleife; die Konkurrenz der Kommissare Prahl, Bär und Wuttke bleibt ohne jeden Witz; dass jeder Krimi systemstabilisierend wirkt, weil er die Ordnung herstellt, mag stimmen, (komische) Folgen hat es nicht. Das Ensemble müht sich redlich und die Live-Kamera produziert Bilder im Überfluss – doch der Erkenntnisgewinn bleibt gering, die Komik schütter. Ein für das Kölner Schauspiel erstaunlicher Fehlgriff.
Soko Tatort | 2., 6., 16.2. | Schauspiel Köln | 0221 22 12 84 00
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