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Schauspieler und Regisseure: Christoph Homberger, Wim Opbrouck
Foto: © Klaus Lefebvre

Hans in der Keksfabrik

28. November 2011

Hänsel und Gretel als fantasievolles Spektakel am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 11/11

Was ist das Interessanteste am Märchen von „Hänsel und Gretel“? Die Hexe und das Knusperhaus. Die will jeder sehen. Das Kölner Schauspiel und das Nationaltheater Gent, von dem man in der Domstadt schon die tollsten Überraschungen geboten bekam, liefert Imponierendes. Das Knusperhaus präsentiert sich als Keksfabrik und die Hexe als Gespenst, das auf einem Segway zwischen den Regalpaletten umher saust. Hans (Wim Opbrouck), der schon etwas in die Jahre gekommen ist, steht mit seinen drei Kumpels (Andreas Grötzinger, Christoph Homberger und Alexander Paeffgen), die ebenfalls auf den Namen Hans hören, am Band und sortiert Keksdosen.

Unromantischer geht es kaum noch; das „Singspiel für Kinder und Erwachsene“ mit Musiken, die vor allem von Engelbert Humperdinck stammen, trägt sich in einer Lagerhalle zu. Und dennoch schlägt die Fantasie solche Purzelbäume, dass nicht nur die Kinder jauchzen. Einen Triumph des Theaters präsentieren Christoph Homberger und Wim Opbrouck, die sowohl das Geschwisterpaar spielen und singen, als auch geschwisterlich die Regie miteinander teilen, weil sie demonstrieren, wie man mit Improvisation bekannte Mythen und Märchen in Bewegung versetzt. Irgendwann bedient niemand mehr das Band und die Keksschachteln türmen sich zu einem Berg auf, während die Angestellten das Märchen nachzuspielen beginnen. Das Publikum wird zum Wald umfunktioniert, das Gretel bekommt ein rotes Kleid und der Hänsel wird mit Hunderten verpackter Coffee-Cookies gemästet.

Dazu die eingängigen Melodien von Humperdinck und das Jubilieren „Es ist so schön, ein Hans zu sein“. Die Hexe gibt dem Spaß noch schnell einen unheimlichen Anstrich, und wenn der Hans sie in die Verteilermaschine geworfen hat, überkommt ihn dann doch für einen Moment die Reue, so dass er kniend auf den Kekskisten um Verzeihung betet. Ein großer Spaß, bei dem alles anders gemacht wird als in den üblich-gruseligen Kitschkulissen, und dennoch sind die entscheidenden Details enthalten, die den Zündstoff in den Texten der Grimms ausmachen. Klar, dass zunächst den Kindern und dann vor allem den Erwachsenen dieses Spektakel seltsam vorkommt. Aber letztlich gehen alle begeistert mit bei dieser stilvollen und mutigen Inszenierung, die auf ganzer Linie zu entzücken vermag.

Hänsel und Gretel | R: Christoph Homberger/Wim Opbrouck | nächste Vorstellungen: 3.12. 18 Uhr, 4.12. 16 Uhr, 5.12. 10 Uhr | www.schauspielkoeln.de

Thomas Linden

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