Mittwoch, 24. Juli: Zum Abschluss des Sommersemesters 2013 präsentierte die Internationale Filmschule Köln ifs bei einer öffentlichen und kostenlosen Veranstaltung im Filmforum am Dom neun exemplarische Kurzfilmarbeiten ihrer Studierenden einem interessierten Publikum. Die Palette der ausgewählten Arbeiten umspannte dabei einen recht großen Bogen, da von vier Filmen in einem streng vorgegebenen Rahmen über einen kurzen Spot zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit bis hin zu einem Dokumentarfilm, der in Kirgisien realisiert wurde, die unterschiedlichsten Sujets und Formen zum Einsatz kamen. Die meisten der jungen NachwuchsregisseurInnen waren im Filmforum anwesend und beantworteten nach der Projektion ihrer Arbeiten die Fragen von Moderatorin Susanne Grüneklee und die des Publikums. Den Einstieg machte dabei der virale Clip „Mad Thieves“ von Florian Ross, nach dessen Vorführung sich der preisgekrönte Filmemacher erfreut zeigte, bei dem primär für eine Verbreitung im Internet produzierten Film auch mal direkte Zuschauerreaktionen zu ernten.
Vier der präsentierten Filme waren in einer Übung von Zweitsemester-Studenten entstanden, denen lediglich die Location und zwei Schauspieler als Richtlinie vorgegeben waren. Bei den beiden Darstellern handelte es sich um die Profis Sarah Dorsel und Michael Kranz, die ihre unterschiedlichen Rollen für den filmischen Nachwuchs mit sichtlicher Spielfreude und Engagement absolvierten. Ein halber bis maximal ein Zweidrittel-Drehtag stand den Studenten für die Realisierung zur Verfügung, auch die Stoffentwicklung war unter hohem Zeitdruck entstanden. Herausgekommen sind dabei so unterschiedliche Filme wie das Kriegsdrama „Vicious“ von Lydia-Maria Emrich, der Psychothriller „Eurydike“ von Christian Zipfel, die Kurzkomödie „Courtage“ von Luise Brinkmann und der dialoglose Experimentalfilm „Was ich will“ von Oliver Meinborn. Luise Brinkmanns Komödie entstand nach zweistündigen Proben mit Improvisationsentwicklung, der eigentliche Film wurde dann innerhalb von fünf Stunden gedreht. „Ich hatte schon mehr Lust auf etwas Leichtes“, kommentierte die Regisseurin ihre Ambitionen, im Gegensatz zu ihren Kommilitonen auf Humor und Gags zu setzen. Oliver Meinborn drehte „Was ich will“ komplett in Slow Motion, das Sounddesign wurde anschließend nach dem Schnitt des Films entwickelt, um zusätzlich eine abstrakte und bedrohliche Atmosphäre zu schaffen. Sein Kommentar zu den Rahmenbedingungen: „Wir hatten eine lächerlich kurze Zeit, den Stoff zu entwickeln – das musste alles sehr schnell gehen.“
Etwas entspannter gestaltete sich die Arbeit für Levin Hübner und sein Team, die mit „Bosteri unterm Rad“ den einzigen Dokumentarfilm der Präsentation gedreht hatten. Der Student im 5. Semester war im Rahmen einer Drehwerkstatt nach Kirgisien gereist, auch deswegen, weil er seit seiner Schulzeit keinerlei Bezug zu den Staaten der ehemaligen Sowjetunion entwickelt hatte. Alternativ hätte er sich durch Kooperationen der ifs auch für Auslandsdrehs in der Türkei oder Südkorea entscheiden können. In Bosteri traf er auf eine völlig verlassene Gemeinde, die nur in einem engen Zeitfenster zu einer Touristenhochburg Kirgisiens wird. „An den ersten beiden Tagen haben wir jede Menge schöner Einstellungen gedreht, ohne jemanden zu treffen. Erst am dritten Tag sind wir dann Menschen begegnet“, erzählte Hübner. Allein durch ihre Präsenz und ihre Zurückhaltung hat das Drehteam schließlich das Vertrauen der Kirgisen gewonnen, die danach bereitwillig aus ihrem Alltag erzählten und ungewohnte Einblicke in eine uns fremde Kultur gewährten.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Der Atem des Films
Das Festival „Edimotion“ holt die Monteure des Films ins Rampenlicht – Festival 10/23
Vom Kolonialismus zum Postkolonialismus
18. Afrika Film Festival blickt auf Historie und Gegenwart – Festival 09/21
Tabula rasa
Eine Reihe zu filmischen Manifesten – Reihe 04/20
Erkundung der Kinolandschaft
Eine Filmreihe widmet sich den „Mythen der Wildnis“ – Festival 03/19
Blick hinter die Leinwand
Abschluss 2018 der Internationalen Filmschule im Cinenova – Foyer 11/18
Spuren in die Gegenwart
Filmreihe blickt auf Pogromnacht in Köln und ihre Folgen – Kino 11/18
„Sie schert sich nicht darum, ob man sie mag oder nicht“
Mala Emde über „303“ – Roter Teppich 07/18
More than Gender
Einigkeit beim Frauenfilmfestival: mehr Gleichberechtigung! – Festival 05/18
Zukunft des Kinos
ifs-Begegnung „Film und Kunst nach dem Kino“ im Filmforum – Foyer 04/18
Tabubrüche als Aufklärung
Reihe über Skandale um NS-Vergangenheit – Spezial 03/18
Film zur Ausstellung
„I Am Not Your Negro“ im Filmforum – Foyer 03/18
Mit Trauer umgehen
„Poison – Eine Liebesgeschichte“ im Odeon – Foyer 02/25
Bittersüße Dystopie
„Ein schöner Ort“ in der Aula der KHM – Foyer 01/25
Zeit-Fragen
Symposium der dokumentarfilminitiative im Filmhaus – Foyer 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24