„Ich rechne damit, dass ich wesentlich geringere Einkünfte in diesem Jahr haben werde als sonst“, so Jens Mohr, bildender Künstler und Solo-Selbständiger aus Bonn. Er gestaltet tierähnliche Wesen aus Abfällen und ist damit ausgesprochen erfolgreich. Und doch macht auch ihm die mittlerweile seit über zwei Jahren andauernde Krise zu schaffen: „Meine ganz persönliche Stimmungslage ist eigentlich nicht so schlecht, aber ich merke natürlich auch bei meinen Kunden, dass die Kauflust nachgelassen hat – und das obwohl sie eigentlich nicht unbedingt zu denen gehören, die sich Sorgen um erhöhte Lebenshaltungskosten machen müssen.“
Wie jede natürliche Person, die Steuern zahlt, kann auch er die aktuellen Energiezuschüsse und -pauschalen in Anspruch nehmen. Inwiefern aber ein Steuernachlass in Höhe von 300 Euro für ihn eine Hilfe sein wird, neben dem privaten Zuhause auch noch ein 80-Quadratmeter-Atelier im Winter angenehm zu heizen, sei mal dahingestellt. Doch Mohr sieht dem Winter noch recht entspannt entgegen: „Ich versuche immer, nach vorne zu denken. Andere haben es da viel schwerer, beispielsweise die befreundeten Künstler, die grundsätzlich schon so wenig verdienen, dass sie keine Steuern zahlen müssen. Denen bringt auch ein Steuernachlass nichts.“
Neben seinem eigenen künstlerischen Schaffen ist Mohr auch Veranstalter der alljährlich stattfindenden Kunstmesse CheapArt, bei der an drei Tagen Kunst ab 10 Euro und bis 1000 Euro angeboten wird. Bei dieser einmaligen Veranstaltung wird Mohr die gestiegenen Kosten in allen Bereichen nur geringfügig zu spüren bekommen. An wirkliche Entlastungspakete für Selbständige in der Kultur glaubt er noch nicht: „Eine Entlastung könnte vielleicht die Erhöhung des Steuerfreibetrags sein“, überlegt er.
Steuerberater Jörg Nückel, der selber selbständig ist und sich auch hierauf spezialisiert hat, sieht aktuell auch noch keine speziellen Angebote für Selbständige: „Robert Habeck hat zwar Hilfsangebote für Kleinunternehmer in Aussicht gestellt, aber bisher ist noch unklar, wie genau diese aussehen sollen. In meinen Augen kann das nur so ähnliche aussehen wie beispielsweise die Überbrückungshilfen während der Pandemie, die jeweils die individuelle Situation berücksichtigt haben. Denn mit einer pauschalen Summe kann eine einzelne Künstlerin vielleicht ihre Galerie heizen, aber einem großen Unternehmen wie beispielsweise der Telekom bringt diese nichts.“ Mohr macht auf jeden Fall weiter wie bisher: „Ich plane nicht, die erhöhten Ausgaben, die wir alle haben, auf meine Preise draufzuschlagen. Das bringt ja nichts, denn in diesen Zeiten sinkt die Kauflust eh schon. Da wäre eine Preiserhöhung kontraproduktiv.“
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