Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
3 4 5 6 7 8 9
10 11 12 13 14 15 16

12.588 Beiträge zu
3.815 Filmen im Forum

Herr Hase im Großstadt-Dschungel
Foto: Lewis Trondheim/Reprodukt 2019

Meisterdämmerung

27. Februar 2019

Alte und mittelalte Größen des Comics – ComicKultur 03/19

Jacques Tardi schließt mit „Nach dem Krieg“ seine groß angelegte Trilogie „Ich, René Tardi, Kriegsgefangener im Stalag II B“ über die Erlebnisse seines Vaters während des Zweiten Weltkriegs ab. Nach vielen Comics über den Ersten und Zweiten Weltkrieg, die Pariser Kommune, Krimis oder fantastische Stoffe, immer politisch aufgeladen und tief Humanistisch, ist dies das persönlichste Werk des heute 73-Jährigen: Nach Krieg, Gefangenenschaft und mühsamer Rückkehr erzählt er nun, wie sein Vater nach dem Krieg in Deutschland stationiert ist. Und nicht zuletzt von seiner eigenen Geburt und seiner Kindheit in Deutschland. Und so endet die beeindruckende Trilogie als Autobiografie (Edition Moderne). Eines von Tardis ersten Alben ist „Aufruhr in der Rouergue“, das mit dem Szenaristen Pierre Christin entstanden ist. Auch der acht Jahre ältere Christin ist meist mehr oder minder explizit politisch in seinen Stoffen für Jean-Claude Mézières („Valerian & Veronique“), Enki Bilal („Legenden der Gegenwart“) u.v.a. Nun hat auch er mit „Ost-West“ sein persönlichstes Werk vorgelegt, in dem er mit Hilfe von Philippe Aymond und dessen sehr detailreichen Farbzeichnungen auf sein Leben zurückblickt. Im Zentrum stehen seine erste Reise in die USA Mitte der 60er Jahre und seine vielen Reisen nach Osteuropa seit den 70er Jahren, die ihn zu zahlreichen Comics inspiriert haben. Und so ist seine Autobiografie zugleich ein politischer Abriss der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Carlsen).

Ein Meister einer etwas jüngeren Generation ist Lewis Trondheim, der Anfang der 90er Jahre mit einigen Kollegen und dem Independent Verlag L‘association eine neue Welle in der französischen Comic-Szene losgetreten hat – mit einem unglaublichen Pensum und immer um Erneuerung bemüht. 2018 hat er täglich ein Panel ohne Worte gezeichnet, die zusammen den zweiten Band „Das verrückte Unkraut“ seiner Reihe „Die neuen Abenteuer von Herrn Hase“ ergeben, in dem Hase durch Paris schlendert und immer wieder in einen postapokalyptischen Paris-Dschungel gezogen wird, der ihn umzingelt. Ziemlich toll und ziemlich verrückt! Veröffentlicht nicht als Album, sondern als kleinformatiges, aber dickes Büchlein, ist es auch äußerlich sehr besonders (Reprodukt).

Christian Meyer-Pröpstl

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Companion – Die perfekte Begleitung

Lesen Sie dazu auch:

Aufwändige Abschlüsse
Comics, die spannend Geschichten zu Ende bringen – ComicKultur 02/25

Massenhaft Meisterschaft
Neue Comics von alten Hasen – ComicKultur 01/25

Kampf den weißen Blättern
Zwischen (Auto-)Biografie und Zeitgeschichte – ComicKultur 12/24

Comics über Comics
Originelle neue Graphic Novels – ComicKultur 11/24

Krawall und Remmidemmi
Begehren und Aufbegehren im Comic – ComicKultur 10/24

Ein Quäntchen Zuversicht
Düstere, bedrohliche Welten mit kleinem Hoffnungsschimmer – ComicKultur 09/24

Kunst leben, Kunst töten
(Auto-)Biografische Comics bleiben ein großer Trend – ComicKultur 08/24

Repetitive Einsamkeit
Comics aus der (inneren) Isolation – ComicKultur 07/24

Allzu menschlicher Sternenkrieg
Annäherungen an Philosoph:innen und Filmemacher:innen – ComicKultur 06/24

Von Kant bis in die Unterwelt
Zarte und harte Comicgeschichten – ComicKultur 05/24

Female (Comic-)Future
Comics mit widerspenstigen Frauenfiguren – ComicKultur 04/24

Spurensuche
Comics zwischen Wirklichkeit, Fantasie und Spektakel – ComicKultur 03/24

Literatur.

HINWEIS