Seit jeher lebt der Jazz von Vernetzung und Begegnung, vom Weitersagen und von Festival- und Auslandserlebnissen. Der künstlerische Austausch in Europa wird derzeit vom Europe Jazz Network (EJN) forciert, dem der Stadtgarten angehört, dessen überregionale Rolle mit der Erhebung zum „Europäischen Zentrum für Jazz und Aktuelle Musik“ von Stadt und Land gewürdigt und deutlich gestärkt wird. Cologne Open heißt ein neues Festival, das, um dies zu markieren, an zwei Tagen auf die Beine gestellt wird, um neben Publikum 30 Promoter aus dem Ausland mit der aktuellen Musikproduktion in Köln und NRW vertrauter zu machen. Und da ist viel los, was sich nicht in Schubladen pressen lässt.
Welche Ensembles bereit sind für internationale Auftritte, wird dabei von Jazzkritiker Hans-Jürgen Linke mitentschieden, der für die Line-ups der beiden 20-Uhr-Konzerte verantwortlich ist. Makkro und phase::vier, die auf dem Kölner Label Klaeng verlegt werden, darf man als erstes die Daumen drücken. Makkro sind im Jazz verwurzelte Romantiker, die sich den Saal mit einem dichten, ereignisreichen Klang erobern, in dem doch keiner der sechs komplett aufgeht. phase:vier sind junge Jazz-Kammermusikerinnen, sie erforschen gemeinsamen Möglichkeiten von Violine, Cello, Doppelbass und Gesang. Das beim Winterjazz 2018 vorgestellte Trio Aurora mit dem Jazzpianisten Lucas Leidinger, dem kürzlich nach Köln gezogenen Saxophonisten Sebastian Gille und Drummer Fabian Arends wird wieder zusammenkommen und das Eröffnungskonzert zum Finale führen. Im Studio 672 herrscht dann um 22.30 Uhr freier Eintritt, wenn Klangkünstler Nicola L. Hein an der E-Gitarre improvisiert und die experimentierfreudige Multi-Genre-Band Salomea spielt.
Am zweiten Abend treten im Konzertsaal die ukrainische Sängerin Tamara Lukasheva, die viel Folklore mitbringt, und Schlagzeuger Dominik Mahnig als sehr ungewöhnliches Jazz-Duo auf, das die Fantasie des Publikums mit stimmungsvollen musikalischen Skizzen anregt. Stefan Schöneggs Quartett Enso ist dem Impakt-Kollektiv zuzurechnen und ebenfalls zwischen Improvisierter und Neuer Musik unterwegs. Für das sechs Jahre alte Mengamo Trio wird dann der Strom angeworfen: Mit Philipp Bränswigs E-Gitarre, Thomas Sauberborns Drums und Sebastian Scobels Hammond-Orgel knüpft ihr Jazz deutlich an Fusion- und Progressive-Rock-Traditionen an, die ja auch mit Köln verbunden sind. Im Studio 672 folgt ein Gratiskonzert mit Hanna Schörken, die ohne Band singt, experimentelles Trompetenspiel mit Pablo Giw sowie eine Clubnacht, die mit außergewöhnlichen Klängen von Lauritz, Phillip Jondo und Sarah San ins Wochenende führt.
Auch wenn es um die Vermarktung regionaler Künstler geht, findet das nicht hinter geschlossenen Türen statt. Der Stadtgarten bleibt besonders mit seinen Festivals der Linie treu, die Schwellen zwischen Jazz und Avantgarde und einem neugierigen Publikum niedrig zu halten. Viele Musiker muss man einfach mal erleben, und wer dabei etwas Neues für sich entdeckt, wird die Acts auch mal in voller Länge im Stadtgarten oder anderen Spielstätten des Landes wiederfinden.
Cologne Open | Do 1.3., Fr 2.3. ab 20 Uhr | Stadtgarten | stadtgarten.de
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