Die vielen Birnchen am riesigen Totenschädel im Staatenhaus, Relikt aus der Inszenierung von La Fura dels Baus „Benvenuto Cellini“, schienen ein wenig heller zu leuchten als sonst; gab es doch guten Gründe: die vergangene Spielzeit mit herausragenden Produktionen und zufriedenen 116.000 Besuchern bei 85 Prozent Auslastung und die Aussicht auf eine hoch erfreuliche Saison 2019/20, wie die Intendantin Dr. Birgit Meyer stolz berichtete. Die Oper Köln hat sich in der Zeit im Provisoriums erheblich herausgeputzt – nicht nur in musikalischer Qualität, sondern auch in der Adaptation der Werke an die räumlichen Gegebenheiten: nicht in der Höhe, da ohne Bühnenturm, aber dafür umso mehr in der Breite und Tiefe. Und mit flexibler Anordnung des Gürzenichorchesters, das sich unter GMD Francois Xavier Roth noch einmal erheblich weiterentwickelt hat. Markante Beispiele waren „Turandot“ von der jungen Lydia Steier und das extrem komplexe 360-Grad-Spektakel, Zimmermanns „Soldaten“, ebenfalls von Fura dels Baus. Nicht umsonst hat Markus Schwering, renommierter, aber auch kritischer Kölner Musikjournalist, das Haus jüngst in einem Kommentar hoch gelobt.
Daher greifen auch Statements wie von GMD Roth: „Hier im Staatenhaus kann man Oper neu erfinden, neu denken.“ Und Meyer hebt an auf das Grundthema „Oper und Gesellschaft“, dass diese universell sei und im Sinne der Völkerverständigung überall verstanden werde. Auch wenn die Ausgaben für Kultur sinken würden, muss man die Hemmschwelle niedrig lassen und jedem einen Zugang ermöglichen. Dazu gehört natürlich die Wiederaufnahme stark nachgefragter Produktionen wie die „Soldaten“ (daher 7 mal), „La Bohème“, „Turandot“, „Kaiser von Atlantis“ (in der Außenspielstätte) und die beliebte „Fledermaus“.
An Neuproduktionen ragen heraus: Wagners „Tristan und Isolde“, dirigiert vom Chef selbst, „Carmen“ mit der beliebten Adriana Bastidas-Gamboa in der Titelrolle, „Der Troubador“, dirigiert vom Verdi-Spezialisten Will Humburg, und einer konzertanten Version von Rossinis wenig bekannter, aber entzückender Oper „Il Viaggio a Reims“, eingerichtet von Eike Ecker, die sich auch mit anderen konzertanten Aufführungen viele Freunde geschaffen hat. Dazu kommt wieder Berlioz mit einer Kölner Erstaufführung von „Béatrice et Bénédict“, ebenfalls unter Roth und zum Jahreswechsel der Dauerbrenner „Land des Lächelns“. Für das Offenbachjahr steuert die Oper „Barkouf“ bei (Ein Hund kommt an die Macht), eine Operá-comique zu Offenbachs 200. Geburtstag.
Die Kinderoper strickt weiter an ihrem herausragenden und international hoch beachteten Ring-Projekt; weiter geht es mit „Siegfried“ und später mit einer speziell arrangierten „Entführung aus dem Serail“. Dazu ein Stück nach den Gebrüdern Grimm „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“. Weiterhin gibt es sechs Tanzabende, wie Hanna Koller berichtete, und etliche Sonderveranstaltungen.
Eine ganz erfreuliche Mischung wird in der kommenden Spielzeit zu goutieren sein, alle im Internet nachzulesen oder als Buch mit 276 Seiten im Kartenbüro in den Opernpassagen oder im Staatenhaus kostenlos erhältlich.
Premieren 2019/20: „Tristan und Isolde“ (21.9.), „Barkouf“ (12.10.), „Get-Together“ (6.11.), „Carmen“ (10.11.), „Hamlet“ (24.11.), „Das Land des Lächelns“ (konzertant, 31.12.), „Il Trovatore“ (1.3.), „Il Viaggio a Reims“ (konzertant, 22.3.), „Miranda“ (19.4.), „Die Entführung aus dem Serail“ (17.5.), „Béatrice et Bénédict“ (7.6.)
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