Montag, 30. Juli: Paul Lacostes Dokumentarfilm „Entre les Bras – 3 Sterne. 2 Generationen. 1 Küche.“ widmet sich der Feinschmeckerküche des legendären Vater-Sohn-Kochteams Michel und Sébastien Bras, die in der südwestfranzösischen Bergregion Aubrac die Gaumen ihrer Gäste verwöhnen. Passend zum Thema hatte der Mindjazz-Pictures-Filmverleih für die Premiere zu einem Champagnerempfang mit Piper-Heidsieck geladen. In Kooperation mit dem Institut Français und dem Feinschmeckerrestaurant Vieux Sinzig wurden die anwesenden Gäste auch im Anschluss an die Projektion mit erlesenen Gaumenfreuden verwöhnt, damit sie nach den anregenden Bildern des Films nicht mit leeren Mägen nach Hause gehen mussten.
Daniel Malbert, der Leiter des Institut Français in Köln, moderierte die Veranstaltung und fungierte als Übersetzer, obwohl die prominenten französischen Gäste allesamt auch Deutsch sprachen. Regisseur Paul Lacoste erläuterte, dass es ihm bei seinem Film in erster Linie um die Vater-Sohn-Beziehung gegangen sei und deswegen auch kaum Personen außerhalb der Familie zu Wort kommen. Dass die Bras-Küche auch seit 30 Jahren eine ebenso erfolgreiche Filiale im japanischen Toya unterhält, kam Lacoste für seinen Film sehr gelegen: „Mit der in Japan angesiedelten Episode wollte ich den Vater-Sohn-Konflikt etwas entfremden.“ Eine latente Anspannung zwischen den Generationen ist in der Tat allgegenwärtig, da Michel Bras hohe Erwartungen und Ansprüche mit einer kühlen Strenge an seinen Sohn Sébastien stellt. Dieser ist, so die Meinung des langjährigen Bras-Mitarbeiters Yuenn Hue, wesentlich realistischer eingestellt als sein Vater, obwohl er nun, nach Übernahme des Drei-Sterne-Restaurants, ebenfalls sehr kreativ arbeiten muss.
Die Zuschauer interessierte, wie es Lacoste gelungen war, so intime Einblicke in die Arbeit der Meisterköche zu erlangen. Dieser antwortete lapidar, dass dies ein Geheimnis sei. Immerhin räumte er noch ein, dass es „genaues Hinsehen und die richtigen Fragen im Blick“ bedürfe, um zu solch einem Ergebnis zu gelangen. Auch eine weitere Frage brannte dem Premierenpublikum regelrecht auf der Zunge: Wie oft durfte der Regisseur während der Dreharbeiten von den delikaten Kreationen etwas probieren? Doch auch hier fiel Lacostes Antwort etwas ernüchternd aus: „Beim Arbeiten wird nicht verzehrt.“ Da er die Köche aber bereits seit über zehn Jahren kenne, hatte er in all der Zeit schon ausreichend Gelegenheit, ihr Essen zu genießen. Jean-Marie Dumaine, Chefkoch des „Vieux Sinzig“, gab seine Anmerkungen zu der Tatsache, dass die Bras-Köche überwiegend mit einfachen und preisgünstigen Zutaten arbeiten: „Die Produkte sind nur das Kommunikationsmittel. Verschiedene Geschmäcker zusammen ergeben erst das Profil. Man muss keine besonders teuren Produkte haben, die Idee ihrer Zusammenstellung ist viel wichtiger.“
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