„Find Me Finding You“ ist Laetitia Sadiers fünftes Soloalbum nach dem temporären Aus ihrer Band Stereolab. Wiedererkennbar ist ihre Soundsignature weiterhin, auch auf dem neuen Album findet man den typischen Popsound aus charmanter 60‘s-Leichtigkeit, Krautrock-Grooves und psychedelischem Chanson (Drag City). Auf seinem neuen Album versöhnt Thurston Moore den melodischen Aspekt seiner ehemaligen Band Sonic Youth mit kleinen Drone-Eskapaden, ebenfalls Krautrock und Gitarrensoli, die auch von The Grateful Dead hätten kommen können. Insofern hat er den Albumtitel „Rock ’n’ Roll Consciousness“ vollkommen und sehr geschmeidig eingelöst (Caroline). Auf DVD und Blu-ray erscheint die Nick Cave-Doku „One More Time with Feeling“ von Andrew Dominik mit zahlreichem Bonusmaterial. Der Film dokumentiert die Aufnahmen zu Caves letztem Album „Skeleton Tree“. Auf Bild- wie auf Tonebene meisterlich editiert, mischen sich Bilder aus dem Studio mit privaten Aufnahmen von Cave und seiner Familie, Originalton mit dem Gesang der Songs und Off-Texten von Cave – mal seine Gedanken, mal rezitierte Gedichte. Und über allem liegt die Trauer über den Tod seines Sohnes Arthur im Sommer 2015 (Bad Seed Ltd.). Sophia Kennedy ist das erste Pop-Signing von Pampa, dem Label des DJs und Produzenten DJ Koze. Zuvor gab es bereits Gratwanderungen von Ada, bei Kennedys selbstbetitelten, gemeinsam mit Mense Reents (Hamburger Tausendsassa: Egoexpress, Die Goldenen Zitronen, N.R.F.B., Stella etc.) produziertem Debüt hat der Song die Oberhand. Die kurvigen Arrangements tragen Kennedys klare Stimme über komplexe Klanggebilde. Einige Hits schälen sich heraus und langweilig wird es nie.
Die Radierer muss man wahrscheinlich vorstellen: Die Limburger Band machte von 1978 bis 1984 im Fahrwasser der New Wave experimentelle Popmusik mit Hang zum Humor, für den schon ihre erste Single „Angriff aufs Schlaraffenland“ exemplarisch stand. Auch sie konnten sich nicht über das rasche Ende der NDW hinwegretten, nach dem dritten Album war Schluss. Allerdings erschienen 2008 und 2013 neue Alben. „Punk!Pest!Pop! – Sammelband 1978-84“ vereint alles der frühen Phase: ihre drei Alben, die Debütsingle und viel Bonusmaterial. Insgesamt 64 Stücke, die das breite klangliche Spektrum der Band zwischen Punk und Elektronik abdecken (Tapete).
Zwei Pioniere des Minimal Techno beglücken uns mit neuer Musik: Robert Hood (Underground Resistance) hat Mitte der 90er mit den Alben „Minimal Nation“ und „Internal Empire“ Meilensteine veröffentlicht. Sein neues Album „Paradygm Shift“ kehrt zurück zu dieser Zeit und liefert druckvollen, faszinierend hypnotischen Techno (Dekmantel). Wolfgang Voigt, bekannt unter dutzenden Projektnamen, ist seit den frühen 90er Jahren einer der prägendsten und abwechslungsreichsten Produzenten des Minimaltechno. Mit dem Ambientprojekt Gas ist er in den deutschen Wald abgetaucht. Fast 20 Jahre nach dem letzten Album erkundet er mit „Narkopop“ einen neuen Waldweg: Schwelgende Klassizismen in hoher Abstraktion werden von einem verlässlich im Gehölz pochendem Herzschlag getragen. Schwermut Forest in höchster Vollendung (Kompakt). Auch Minimal, aber analog: Joshua Abrams erkundet die Zusammenhänge zwischen traditioneller Musik, Minimal Music und Jazz. Zusammen mit der Natural Information Society vereint er auf seinem neunten Album „Simultonality“ vibrierende Patterns à la Steve Reich mit melodiöser, ritueller Gnawa-Musik aus Westafrika (tak:til).
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