Wir haben uns längst an die Katastrophenmeldungen gewöhnt. Da sinniert die Stadt Duisburg wochenlang, ob sie aus dem Kooperationsvertrag mit Düsseldorf bei der Deutschen Oper am Rhein aussteigt; da weiß das Theater Hagen über Monate nicht, ob es überhaupt einen Spielplan auf die Beine stellen kann.
Lässt sich ein Flüchtlingslager als neue Form des Kollektiven denken? Auf den ersten Blick klingt die Idee der Architekten Alessandro Petti und Sandi Hilal absurd, fast zynisch. Doch schon die Vorstellung ihres Projekts „Campus in Camps“, das sie im palästinensischen Flüchtlingslager Dheisheh bei Bethlehem entwickelten, im Rahmen der Kölner Akademie der Künste der Welt geriet ungewöhnlich.
Unbehagen hat sich breitgemacht. Das Festival Impulse eröffnet seinen zweiten Tag mit einer Performance von Yael Bartana. „Zwei Minuten Stillstand“ ist die Aktion überschrieben. Das Besondere daran: Die Aufforderung an die Kölner Bürger, am 28.6. zwei Minuten stillzustehen, lehnt sich an den israelischen Gedenktag Jom haSho’a, an dem die Israelis zum Gedenken an die Opfer des Holocaust das öffentliche Leben kurz komplett stillstellen.
Ein gemütlicher Dreivierteltakt suggeriert Normalität. Brigitte und ihr jüngerer Freund Moussa stehen in einer kreisrunden Wandöffnung. Vereint, vertraut, seit Jahren. Irgendwo in einem europäischen Land. Doch der Schein trügt. In streng nach vorne gesprochenen Monologenumschreiben sie ihre Beziehung, und das klingt nicht gut.
Partizipation ist das Schlagwort der Stunde. Ob Haushalt und Sparvorschläge, Schulsysteme, Flugplätze oder Bahnhöfe – die Bürger machen mobil oder werden an die Urnen gerufen. Und die Zahl der Bürgerbegehren steigt kontinuierlich.
„Schauspieler!“ ruft Bolat Atabajew und stolziert mit eitlem Gehabe im Probenraum herum. Der kasachische Regisseur erzählt von seinen Erfahrungen kurz nach der Wende, als er mit Darstellern aus Ost- und Westdeutschland zusammengearbeitet hat. Unschwer zu erkennen, wofür die selbstverliebte Karikatur steht. Mit solchen Anekdoten würzt der Sechzigjährige seinen Vortrag über episches und dramatisches Theater.
Köln rühmt sich, die größte Freie Szene in NRW zu haben. Doch das gilt nur quantitativ. Weder verfügt die Stadt über ein angemessenes Produktionshaus noch über ausreichend große und variable Spielstätten. Auch die überregionale Ausstrahlung der Gruppen und Häuser lässt zu wünschen übrig. Doch jetzt entwickelte die Stadt eine Idee …
Klassentreffen funktionieren nach dem Motto „Bekannte Gesichter, gemischte Gefühle“. Man hat sich Jahre nicht gesehen, hat sich angeblich verändert; private Bulletins und berufliche Statusberichte sollen das beglaubigen. Dann stellt sich jedoch schnell wieder die alte Hackordnung her.
In Köln droht die Kultur zum Spielball der Politik zu werden. Nachdem sich die Fraktion der CDU geschlossen für eine Verlängerung des Vertrages von Kulturdezernent Georg Quander stark gemacht hatte, verweigerten SPD, Grüne und FDP ihre Zustimmung.
Der Wille, das Sprechtheater zu retten, ist der Stadt nicht abzusprechen. Doch was die Verwaltung in dem Ratsbeschluss als „zukünftige Struktur des Wuppertaler Schauspiels“ ausformuliert hat, klingt brandgefährlich.
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