Im März ereilte ihn und uns die Schocknachricht: Lungenkrebs. Im Oktober nun ist Wally Bockmayer – nur knapp zwei Wochen nach seiner letzten Premiere „Aape op jöck“ – im Severinsklösterchen gestorben. „In Köln war er weltberühmt“, schrieb die FAZ anlässlich der traurigen Nachricht. Und es stimmt: Obwohl im rheinland-pfälzischen Pirmasens geboren, war er das vielleicht schillerndste und legendärste Mitglied der Kölner Theaterfamilie, denn bereits 1968 kam er nach Köln und inhalierte erste Theaterluft als Garderobier im Kölner Opernhaus. Mit einem Leben zwischen Köln und Miami sprengte er andererseits die provinzielle Kölner Mittelmäßigkeit.
„Aal Ent“ (alte Ente) gründete 1972 die Produktionsfirma „Enten-Produktion“, über die er eigene Filmprojekte realisierte, und 1975 eröffnete er dann das legendäre Kneipentheater Filmdose an der Zülpicher Straße, wo er seine schrillen Inszenierungen herausbrachte und zum Entdecker von Hella von Sinnen, Dirk Bach, Ralph Morgenstern und Veronica Ferres wurde. Ein Ort auch, wo so mancher von uns in Faszination und Grauen des Kölschen Karnevals eingeführt wurde. Zwischen 1970 und 1976 drehte er insgesamt fünfzehn 8-mm-Filme, darunter „Sie tanzten nur einen Sommer“ (1971), „Carmen“ (1972), „Salzstangengeflüster“ (1975) oder „Jane bleibt Jane“ (1977), in dem die als „Ariel-Klementine“ bekannt gewordene Schauspielerin Johanna König eine Altersheimbewohnerin spielt, die sich für Tarzans Witwe hält. 1978 erschien sein Film „Flammende Herzen“, der bei den internationalen Filmfestspielen in Berlin gezeigt und ebenso wie „Looping – der lange Weg zum Glück“ (1981) mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet wurde. Bockmayer arbeitete als Theaterregisseur u.a. am Bochumer Schauspielhaus bei Claus Peymann. Nur wenige wissen: Seine Inszenierung von Peter Greiners „Kiez“ am Schauspielhaus Köln wurde 1981 zum Berliner Theatertreffen – der „Belle Etage“ des Hochkultur-Theaterbetriebs – eingeladen. Lange vor dem Trash-Pop-Theater der vermeintlich hippen OFF-Theaterszene der 2000er Jahre machte Bockmayer Pop und Trash – einmal durch den kölschen Fleischwolf gedreht – zum konzeptionellen Kern seiner Filme und seines Bühnenschaffens.
1994 dann ein neues Kapitel: Wally eröffnet in Köln das Kaiserhof-Theater, in dem er vulgäre kölsche Bühnenstücke aufführt.
Sein bekanntester Film wurde derweil „Die Geierwally“ aus dem Jahr 1988, eine anarchische Parodie auf den deutschen Heimatfilm. Unvergessen hier: Elisabeth Volkmann mit ihrem Lied für den Bärenjosef. Im Jahr 2000 wurde das Gebäude in dem sich das Kaiserhof-Theater befand, verkauft und Bockmayer zog mit seinem Ensemble um die kölschen Originale Samy Orfgen und Gigi Herr, Nichte der verstorbenen Trude Herr, ins Scala Theater am Kölner Ring, wo sich der Vorhang auch zukünftig vor vollbesetzten Rängen heben soll.
Am 1. Dezember werden im Mediapark wieder die Kölner Theaterpreise vergeben – zu spät für den kölschen Anarchisten und Spaßunternehmer – daher geht der choices Ehrentheaterpreis 2014 an ... „Wally“ Bockmayer!
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