Genau eine Woche vor der Verleihung der Deutschen Filmpreise besuchte Johannes Duncker, Drehbuchautor des 7-fach nominierten Dramas „Das Lehrerzimmer“, die Filmpalette und das Weisshaus-Kino. Für Duncker, der in Köln lebt und dort seit Jahren das Kurzfilm Festival Köln managt, ein „Heimspiel“. Der Autor ist begeistert von der Aufmerksamkeit, die der Film bereits auf der Berlinale und auch im Ausland bekommen hat: „Der Erfolg existiert als abstrakte Möglichkeit, aber wenn es dann passiert, dann ist das schon cool“.
Die Darstellung der Schule, die den Film zum hochgelobten „gesellschaftspolitischen Kino-Highlight“ macht, sei eine „Verdichtung“ und „Konstruktion“ – aufgrund komplexer, persönlicher Recherchen. Duncker und sein Co-Autor und Regisseur İlker Çatak waren sich sicher: Es ist die ganze Gesellschaft, die sich im Mikrokosmos Schule widerspiegelt. Nach der Vorführung des Films und einem tosenden Publikumsapplaus stellte sich Duncker im Weisshaus den Fragen von Christian Meyer-Pröpstl und den Anmerkungen des Studiendirektors und Didaktischen Leiters Carsten Mayer von der Papst-Johannes-XXIII-Schule in Pulheim.
Applaus für „Das Lehrerzimmer“, Foto: Marvin Romberg
Mayer bezeichnete das Geschehen im Film als „Ausschnitt“ aus dem Schulleben, der wohl leider an jeder Schule anzutreffen sei. Die im Film dargestellte Schule sei ein Ort der Angst, des unguten Gefühls und der Respektlosigkeit. Natürlich gebe es an Schulen auch Momente der Freude, Hoffnung und Zuversicht. Aber sicher gehe es immer um Machverhältnisse zwischen Lehrern und Schülern, um Druck, die Frage nach Autorität und die normativen Erwartungen der Eltern und der Gesellschaft. Zum Leistungs- und Erwartungsdruck komme ein Zeitproblem, das eine persönliche Entwicklung der einzelnen Schülerinnen und Schüler verhindere. Besonders gut an dem Film fand Mayer die Darstellung des Tempos, in dem die gezeigten Lehrer agieren müssen: „Jeder reißt an dir, jeder will noch mal was, eben mal schnell zwischendurch; das ist Realität pur und es wird schlimmer.“
Johannes Duncker berichtete danach, dass auch die gesellschaftlichen Fragen der Corona-Pandemie Eingang in den Film gefunden haben. Wie redet man miteinander, vor allem, wenn man sich auf unterschiedliche Fakten bezieht? Wo findet man Gemeinsamkeiten in einer polarisierten Realität? Viel Lob kam am Ende des Abends noch einmal aus dem Publikum. Der Film habe sie nachdenklich gestimmt, sagte eine Frau. Für Gelächter sorgte Dunckers Bericht eines Zuschauers auf der Berlinale, der sagte, er hätte hier sieben Horrorfilme und Thriller gesehen, „Das Lehrerzimmer“ sei aber spannender gewesen. Sein Film hätte eben auch etwas von einem Detektivfilm, so Duncker. Es gehe dabei gar nicht um die Aufklärung, sondern um die Verdächtigung selber. „Damit ist das Problem in der Welt“.
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