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Grenzverletzung


POLITIK-LABOR – Ein Thema, drei Schwerpunkte: Aufmacher, Interviews, Europa-Artikel, Glosse und Lokaltexte aus Köln, Wuppertal und dem Ruhrgebiet

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Composing: Robert Michalak
 

Grenzverletzung / Freiheit und Toleranz in der offenen Gesellschaft
Intro (Link zur Langfassung)

Fühlst du dich frei? (Meine Meinung zu diesem Thema)

Rechts und links – dieses politische Lagerdenken ist doch von gestern! Warum die Unterscheidung zwischen rechts und links auch heute maßgebend für das Politische ist, hat der italienische Philosoph Norberto Bobbio prägnant formuliert, indem er die Gleichheit als Unterscheidungskriterium identifiziert: Rechte Politik strebt nach Ungleichheit zwischen Klassen und Gruppen, linke Politik strebt nach Gleichheit zwischen Klassen und Gruppen. Dann gilt: Der Kampf um gleiche Rechte und Chancen ist immer ein Kampf zwischen rechts und links. Er ist abzulesen an sämtlichen Krisen der Gegenwart, auch an der Frage der offenen Grenzen oder der Diskriminierung und Toleranz innerhalb einer Gesellschaft.

Grenzverletzung / Freiheit und Toleranz in der offenen Gesellschaft
Teil 1: Diskriminierung und Cancel Culture

In der offenen Gesellschaft werden Toleranz und Anerkennung auf die Probe gestellt. Kritik erschöpft sich allerdings zunehmend in Shitstorms, Boykotts- oder Verbotsforderungen. Ob ein Kabarettist zu weit gegangen ist oder welche philosophischen Thesen diskutabel sind, wird kaum mehr mit Betroffenen ausgehandelt, stattdessen wird ihre Person moralisch diskreditiert. Nicht wenige nutzen diese Mechanismen und inszenieren sich als Opfer, andere sehen ihre Existenz bedroht. Weil die Unterscheidung zwischen Betroffenheit und Strategie zunehmend schwieriger wird, gefährdet ausgerechnet der (gutgemeinte) Kampf um gleiche Rechte für alle die Freiheit von Meinung, Rede, Kunst und Person.

Grenzverletzung / Freiheit und Toleranz in der offenen Gesellschaft
Teil 2: Flucht, Migration und Reisen

Trotz öffentlichem Bewusstsein um die weltweite Flucht- und Migrationsbewegung, starben und sterben Menschen im Mittelmeer und auf anderen Wegen, sind sich ihres Aufenthaltsstaus auch nach Jahren nicht sicher, erfahren in Behörden Erniedrigung. Die Debatte um eine post-nationalstaatliche Welt, in der alle Grenzen grundsätzlich offen sind, bleibt ein akademisches Experimentierfeld, die Politik drängt dagegen darauf, Migration zu verkomplizieren, wie das gegenwärtige Ringen um die EU-Binnen- und Außengrenzen zeigt. Wie gleich sind Menschen, die sich auf den Weg machen und Menschen, die das nicht wollen oder nötig haben?

Grenzverletzung / Freiheit und Toleranz in der offenen Gesellschaft
Teil 3: Gefahr von rechts und links

Mit dem Prozess um Lina E. steht für viele Kommentatoren fest: Linke Gewalt ist eines der maßgeblichen unterschätzen Probleme in Deutschland. Andererseits sollte mit (statistischem) Blick auf die Drastik, Motive und Anzahl politisch motivierter Gewalttaten unstrittig sein, dass von rechts die größte Gefahr ausgeht und dass politische Gegenmaßnahmen dem nicht annähernd gerecht werden. Stattdessen tut man sich sehr leicht damit, friedliche Klimaschutzdemonstranten gar in die Nähe der RAF zu rücken. Wo stehen die, die sich in der vermeintlichen Mitte verorten? Wie angemessen gehen Politik und Gesellschaft mit den beiden politischen Richtungen um?

Grenzverletzung / Freiheit und Toleranz in der offenen Gesellschaft
Teil 4: Europa gestalten – Vorbild Norwegen

In Ländern, in denen das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung strukturell missachtet wird, leben Kunstschaffende in der Gefahr von Verfolgung, Bestrafung und im schlimmsten Fall politisch legitimiertem Mord. Vorbildhafte Arbeit im Kampf um die Menschenrechte leistet hier der norwegische Verein safemuse. Seit 2013 tritt er mit konkreten Maßnahmen für Freiheit und internationale Solidarität in der Kunstwelt ein. Unterstützt durch städtische und staatliche Geldgeber bietet safemuse gefährdeten Künstler:innen für sechs Monate einen sicheren Hafen nähe Oslo.

Grenzverletzung / Freiheit und Toleranz in der offenen Gesellschaft
Teil 5: Glosse – Menschen und die Grenzen des Wahnsinns

Je besser es uns geht, desto mehr drehen wir durch! Je globaler wir uns aufstellen, desto mehr mauern wir uns ein. Je demokratischer wir sind, desto demokratiefeindlicher wählen wir. Je freier wir uns bewegen, desto freiheitsberaubter fühlen wir uns. Je grenzenloser wir die Welt bereisen, umso aggressiver verteidigten wir unsere Reviergrenze. Der Mensch – völlig irre! Eine Glosse über die Transformation des Mir-geht’s-gut- zum Wutbürger, und das Leben im Wohlstand, das immer ein Stück Truman Show ist.

Ihre choices-Redaktion

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