Wer über den aktuellen Kunstmarkt spricht, spricht auch über Köln, denn die Art Cologne ist wohl jedem Kunstinteressierten ein Begriff. Aber wie kam es überhaupt dazu, dass Köln eine so wichtige Rolle im Kunstmarkt einnimmt? Diese Frage beantwortet die aktuelle Ausstellung der Universitätsbibliothek, die in Zusammenarbeit mit dem Seminar „Kunststadt Köln“ des Kunsthistorischen Instituts der Universität sowie dem Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels (Zadik) entstanden ist. „Uns war von Anfang an klar, dass es in dem Seminar um den Kölner Kunstmarkt in den 60er und 70er Jahren gehen würde und dass eine Ausstellung konzipiert werden soll. Alles andere hat sich im Laufe des Seminars ergeben“, berichtet Masterstudentin Viktoria von Pidoll.
Unzählige Originaldokumente, wie Fotos, Briefe und Zeitungsartikel in den Ausstellungsvitrinen ermöglichen dem Besucher eine Zeitreise ins Köln der 60er/70er Jahre. Die Ausstellung setzt sich aus vielen einzelnen Themenbereichen zusammen. So wird nicht nur der Kölner Kunstmarkt thematisiert, sondern auch die zahlreichen Veranstaltungen, die im Protest gegen diesen ins Leben gerufen wurden. Die unterschiedlichen Veranstaltungen wurden in Einzelarbeit von den Studierenden für die Ausstellung aufgearbeitet. Viktoria von Pidoll hat sich zum Beispiel intensiv mit dem „Neumarkt der Künste“ – einem 1969 gegründeten Protestmarkt gegen den Kölner Kunstmarkt – beschäftigt. Sie habe dafür im Zadik nach passenden Exponaten recherchiert und den begleitenden Text verfasst, berichtet von Pidoll.
Drei Monate lang haben die Studierenden gemeinsam mit ihrer Seminarleiterin, der Juniorprofessorin Dr. Nadine Oberste-Hetbleck, im gerade endenden Sommersemester an der Konzeption und Umsetzung der Ausstellung gearbeitet. Von Pidoll ist die Begeisterung für das Projekt anzumerken, es sei besonders aufregend gewesen, die vielen originalen Dokumente zu sichten und diese passend zusammenzustellen, sagt sie.
Einen nicht-studentischen Teil gibt es dann aber doch: Außerhalb der Ausstellungsvitrinen finden Besucher das Video-Textporträt „Helga Müller – ein Fragment“ der Videokünstlerin Sabine Bürger, in dem die Galeristin und Kunstsammlerin Müller persönliche Eindrücke des Geschehens in der Stadt schildert. Insgesamt gibt es wirklich viel zu lesen und zu sehen. Wer die Ausstellung besucht, sollte also ein bisschen Zeit mitbringen.
Am 5., 11. und 18. Oktober gibt es jeweils um 18 Uhr ein ausstellungsbegleitendes Rahmenprogramm. Geplant sind ein Zeitzeugengespräch mit Helga Müller (5.10.) sowie ein Vortrag von Prof. Dr. Christian Spies zum Thema: „Sofabild oder Wandaktie? Kunst und Ware in den 60er Jahren“ (18.10.). Der Eintritt ist frei.
„Köln auf dem Weg zur Kunstmetropole – Zwischen Protest und Progressivität in den 60er und 70er Jahren“ | bis 22.10. | Foyer der Universitätsbibliothek Köln | Webseite
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