Zum siebten Mal widmet sich das Musikfestival „Acht Brücken“ der Neuen Musik, macht aber auch Abstecher zu Jazz, Weltmusik und in den Pop. Letzteres ist mehr denn je eine logische Konsequenz, da der diesjährige Titel des Festival „Ton. Satz. Laut.“ nahelegt, dass man nun das Wort ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Aus der Popmusik ist es kaum wegzudenken. Aber natürlich werden bei „Acht Brücken“ keine Chart-Erfolge hofiert – Avantgarde soll es auch hier sein.
Das Thema „Musik und Sprache“ wird in rund 50 Veranstaltungen von allen Richtungen beleuchtet. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht eine Komponistin, die anders als bei den vorangegangenen Ausgaben weder legendär noch tot ist. Die 1961 in Seoul geborene, aber in Deutschland lebende Komponistin Unsuk Chin ist im Gegenteil sehr umtriebig. Die vielfach ausgezeichnete Ligeti-Schülerin arbeitet in ihren Vokalwerken gerne mit experimenteller Poesie. Unter anderem werden bei „Acht Brücken“ ihre Werke „Cantatrix Sopranica“, „Akrostichon – Wortspiel“ und ihre Oper „Alice in Wonderland“ in einer speziell für das Festival erarbeiteten Fassung zu hören sein. Wortgewaltig meldet sich auch die Popmusik: Der New Yorker Rapper und Spoken Word-Künstler Saul Williams verbündet sich für „Acht Brücken“ mit dem Mivos Quartett. Die Vokalakrobatin Hannah Silva präsentiert ihr Programm „Forms of Protest“. Die David Kweksilber Big Band vereint Jazz mit Klezmer. Der Dirigent André de Ridder, der bereits mit Mouse in Mars zusammengearbeitet hat, wird zusammen mit dem Musikerkolletiv stargaze, das aus vier internationalen Hip-Hop-Größen besteht, darunter Käptn Peng, besser bekannt als der Schauspieler Robert Gwisdek, mit dem Projekt Spitting Chamber Music der Verbingung von Rap und zeitgenössischer Musik widmen. Einen musikalischen Spagat zwischen Pop und Experiment, zwischen Hochkultur und Underground vollziehen die Einstürzenden Neubauten seit nunmehr 37 Jahren. Mit Industrial der deutschen New Wave entsprungen, fand sich die Band um den charismatischen Sänger Blixa Bargeld und seine bildkräftige Sprache schnell in den Theatern der Nation wieder und ist bis heute als eine der ganz wenigen Bands der NDW bis heute aktiv – und im Klangbild nach wie vor einzigartig. Einen regionalen Blick richtet man mit ON@Acht Brücken auf die freie Szene Kölns. ON ist das Kölner Netzwerk für Neue Musik. Zu hören sind u.a. Scott Fields „Backett Suite“, die den repetitiven Charakter von Becketts Theaterstücken in instrumentale Musik überführt. Mit dem „Freihafen“ hat sich in den letzten Jahren ein Programm etabliert, dass an einem ganzen Tag die Neue Musik einem interessierten Publikum bei freiem Eintritt näherbringt. Auch hier ist Unsuk Chins Musik zu hören, zwei Filme geben Einblicke in die Arbeit des Komponisten Mauricio Kagel und auch Luigi Nono steht neben vielem mehr auf dem Programm.
Das Festival, das im Untertitel behauptet, „Musik für Köln“ zu präsentieren, ist tatsächlich sehr präsent in der Stadt. Und das nicht nur in den heiligen Hallen der Hochkultur, der Philharmonie, dem Gürzenich oder dem WDR-Funkhaus, sondern auch an anderen Veranstaltungsorten wie dem Stadtgarten, den Sartory-Sälen, dem Gloria, dem Theater im Bauturm und unkonventionellen Spielstätten wie dem Lanxess Tower oder dem Festivalzelt über der Philharmonie.
Acht Brücken – Musik für Köln | 28.4.-7.5. | diverse Orte | www.achtbruecken.de
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