Manchmal reicht eine kleine Geste, um unsere Gegenwart auf den Punkt zu bringen. Das Performance-Duo katze und krieg macht schon mit dem Titel ihrer neuen Arbeit einen Ausfallschritt: „näher“ heißt das neue Opus und man spürt schon den Sprengsatz in Zeiten der Distanzierung und des Abstandhaltens. Die Performerinnen katharinajej und Julia Dick laden das Publikum zu einer performativen Ausstellung. Wer kommt, spielt mit. Ausgestattet mit Funkgerät und Kopfhörern geht es durch das Museum Ludwig. In ausgewählten Sälen mit Werken der Pop-Art oder des Surrealismus verteilt das Duo kleine Aufgaben an die Mitspielenden. Hier begegnen sich fremde Menschen zu einer gemeinsamen Aufgabe. Dabei machen sie sich selbst zum Kunstwerk: katze und krieg haben kleine Tafeln mit dem Namen des neuen Kunstwerks, seiner Entstehungszeit und der Schöpferinnen vorbereitet, die das mitspielende Publikum dann hochhält – um von den nicht mitspielenden Museumsbesuchern bestaunt zu werden.
Man könnte von einer performativ-sozialen Plastik sprechen, die in ständiger Verwandlung immer neue Gestalten annimmt. Der On-Off-Gestus zwischen Selbstästhetisierung als Kunstwerk und Authentifizierung im Sozialen schafft einen reizvollen Wechsel, genauso wie das Ephemere der Sozialplastiken gegen die kanonische Kunst an den Wänden. In der kurzzeitigen körperlichen Annäherung der Mitagierenden liegt coronabedingt fast schon subversives Potential. katze und krieg ist eine wunderbar leichtfüßige, genau durchdachte und zu vielen Assoziationen anregende Performance gelungen, der man noch viele Aufführungen wünscht.
näher | R: katze und krieg | weitere Termine in Planung | Museum Ludwig | www.katzeundkrieg.de
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