Dienstag, 1. April: Für einige von ihnen ist es ein erster Schritt in die Öffentlichkeit, wenn die ifs zur traditionellen jährlichen Abschlussveranstaltung ins cinenova-Kino lädt und die Abschlussfilme des aktuellen Absolventenjahrgangs präsentiert werden. 2014 waren es 41 Absolventen aus drei Studiengängen, die damit ihre Lehrjahre an der renommierten Filmhochschule krönen konnten. Sie hatten den Studiengang „Film“ belegt, der Drehbuch, Regie und Kreatives Produzieren umfasst, oder den Studiengang „Editing Bild und Ton“. 2014 waren zum ersten Mal auch Absolventen des neuen Studiengangs „Kamera – Director of Photography“ mit dabei.
Ifs-Geschäftsführer Martin Schneider betonte in seiner Ansprache, dass sich unter den Abschlussarbeiten eine „inhaltliche Bandbreite und ein künstlerisch und handwerklich hohes Niveau“ finden ließe, dass ihn schwer beeindruckt habe. Seine Kollegin Simone Stewens, ebenfalls Geschäftsführerin der ifs, ergänzte, dass an der Filmhochschule andere Werte gezählt hätten, als sie im Elternhaus oder an der regulären Schule vermittelt worden wären. Dazu gehörten laut Stewens u.a. „Offenheit, Unsicherheit, Neugier, Zweifel, Risikobereitschaft und Experimentierfreude.“
Vieles davon konnte man tatsächlich in den Abschlusskurzfilmen entdecken, die anschließend in vier Blöcken präsentiert wurden. Dazwischen nahm man sich in einer Drehbuchpräsentation zusätzlich noch acht bislang unverfilmter Ideen an und stellte diese dem Publikum vor. Unsicherheit dürfte von den durch Simone Stewens angeführten Filmhochschulwerten vielleicht derjenige sein, der sich bei den Absolventen am wenigsten bemerkbar machte. Wie alte Profis stellten sie sich im Anschluss an die Vorführung ihrer Filme den Fragen der ifs-Professoren, die die einzelnen Filmblöcke moderierten. Im ersten Block waren das Prof. Hans Steinbichler (Regisseur von „Das Blaue vom Himmel“) und seine Kollegin Prof. Dr. Lisa Gotto (Dozentin für Filmgeschichte und Filmanalyse). Ihr erster Gesprächspartner auf der Bühne war Levin Hübner, dessen Abschlussfilm „Alter Egon“, mit Tilo Prückner in der Hauptrolle prominent besetzt, seine Uraufführung bereits auf dem Max-Ophüls-Filmfestival in Saarbrücken erlebt hatte, wo er sogar den Publikumspreis gewinnen konnte.
Hübner hatte das Drehbuch zum Film gemeinsam mit seinem Produzenten Fabian Wallenfels verfasst. Dazu merkte der junge Filmemacher an: „Über den gesamten Produktionszeitlauf einen Berater an meiner Seite zu haben, war toll. Ich bin nicht gerne allein kreativ.“ Dass sich Hübner als Jüngster in der Abschlussklasse 2014 ausgerechnet das Thema Alter ausgesucht hatte, war für ihn trotzdem naheliegend. „Solche Geschichten passieren im Moment dauernd bei Eltern und Großeltern aus meinem Freundeskreis.“
Der Film „Bruder“ von Jarek Duda ist eine spannende Genregeschichte, die eintaucht ins Gangstermilieu der Stadt Hamburg. Esther Geisen, verantwortlich für den Schnitt und das Sounddesign des Films, erläuterte im Gespräch, dass es eine Herausforderung war, „die Balance zu finden zwischen der Brudergeschichte und einer authentischen Milieuschilderung.“ Dies unterstrich auch Kameramann Felix Tonnat, der sich in Hamburg gar nicht auskannte, seinen „frischen Blick von außen, der Auffälliges einfängt und weitergibt“ aber als großen Pluspunkt des Projektes ansah. Markus Wulf war mit seinem Abschlussfilm „Ein Märchen von einer unmöglichen Stelle im Universum“ schließlich ebenfalls Wagnisse eingegangen, da er hier einen eskapistischen und experimentellen, aber überaus poetischen Film realisierte. Kameramann Janosch Götze fand es besonders reizvoll, dass der Film aus vielen langen Einstellungen besteht. „Die erinnerten mich an die Illustrationen in einem Bilderbuch, in denen man bei genauer Betrachtung unheimlich viel entdecken kann.“ Für Markus Wulf zeichnet sich schon ab, wie es für ihn als Filmemacher in der freien Wirtschaft weitergehen könnte: „Ausbrechergeschichten haben mir während des Studiums am meisten Spaß gemacht, vielleicht bleibt das auch danach so.“
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