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Lapidares Spiel

29. Januar 2020

Theaterpreis Berlin 2020 – Theater in NRW 02/20

„Mitten in der Welt“ hatte Intendant Johan Simons 2018 als neues Motto des Bochumer Schauspielhauses ausgegeben. Seit Januar 2020 lässt sich das auch anders deuten. Mit der Verleihung des Theaterpreises Berlin 2020 an die Schauspielerin Sandra Hüller ist die Ruhrgebietsstadt in die Mitte der Theaterwelt gerückt. Was umso bemerkenswerter ist, als die Stiftung Preußische Seehandlung, den Preis an Personen verleiht, „die sich in besonderer Weise durch ihr Lebenswerk oder herausragende Einzelleistungen um das deutschsprachige Theater verdient gemacht haben“.

Sandra Hüller wurde vor allem für ihre Darstellung des Hamlet in Johann Simons Inszenierung am Bochumer Schauspielhaus in der vergangenen Spielzeit ausgezeichnet. „Extreme Ernsthaftigkeit und waghalsige Unbedingtheit gehören zu ihrem Spiel genau wie ihr leicht spöttischer, freundlich distanzierter Blick auf die Welt und die Dinge, die sie da tut. Ihr Spiel wird immer einfacher dabei und die Kraft und das Geheimnis dahinter immer größer", heißt es in der Begründung der Jury. Sandra Hüllers Rollenverständnis hat ein Moment des Lapidaren im Wortsinne: kurz, knapp, ohne Pathos, wie Inschriften, die in der Antike in Stein (lat. lapis) gehauen wurden. Eine Nüchternheit, die sich mit einer inneren Distanz sowohl zur Realität wie zu sich selbst verbindet. Ihre emotionalen Ausbrüche finden quasi immer in einem Raum mit trockener Akustik statt. „Hüllers Prinz“, hieß es damals in Trailer zum Bochumer „Hamlet“, „beobachtet die Szenerie ungläubig von außen, bleibt selbst in der Pause auf der Bühne, in der Rolle, beobachtet alle Bewegungen in den Reihen auf der Bühne. Was ist der Mensch – nicht ‚Sein oder nicht sein‘, darüber ist Hamlet längst hinaus. Selbst die Frage nach Lebendigkeit oder Tod hat seine innere Bedeutung verloren“.

Wer zunächst dachte, Sandra Hüller würde dem Bochumer Ensemble nur als Promi-Sahnehäubchen dienen, sieht sich angenehm getäuscht. Sicher, die Schauspielerin hat ihren Lebensmittelpinkt nicht im Ruhrgebiet, aber mit „Hamlet“ und „Hydra“, auch in den Gastspielen von „Penthesilea“ und Wolfgang Herrndorfs „Bilder deiner großen Liebe“ prägt sie das Bochumer Schauspielhaus mit. Glückwunsch.

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

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