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Nominiert für den Hauptpreis: Barbara Wachendorffs „Youtopia“
Foto: Noah Dreessen

Das Wüste lebt

11. November 2019

Nominierungen der 30. Tanz- und Theaterpreise – Bühne 11/19

Es ist ein Jubiläum, das nicht nur den hiesigen, unabhängigen Theatermacher*innen Mut machen dürfte, auch und gerade in Zeiten der blamablen Sachsenring-Schließung, sondern durchaus auch dem Publikum. Die SK Stiftung Kultur hat am vergangenen Freitag die restlichen Nominierungen der diesjährigen 30. Kölner Tanz- und Theaterpreise bekannt gegeben, die am 2. Dezember im MediaPark verliehen werden. Ein Trend: Die Vernetzung und Kooperation zwischen den Theatern wird enger, gleichzeitig kämpfen die Macher*innen um Relevanz und Themenvielfalt. Komfortzonen? Eskapismus? Nicht auf den Bühnen, die die wahre, komplexe Welt bedeuten. Wer das Leben abseits der Newsfeeds-Nervositäten verstehen und erkunden will, muss ins Theater. 

Folgerichtig kämpfen in diesem Jahr zehn Stücke um den mit 10.000 Euro dotierten Theaterpreis: die fürs zweite Halbjahr nominierte Keller-Inszenierung „Gigli I Keun - Eine von uns“ von Simon Keller, Christos Nicopoulos' „Erotokritos“ des Horizont Theaters sowie die zwei Orangerie-Abende „Sonder:Sammlung 2 - Mint Condition“, von Theresa Hupp und Will Saunders, und „Die Mars-Chroniken“ von Ulrike Janssen. Als Nominierte des ersten Halbjahres standen bereits Tim Mroseks „Sturm“, „the perfect match“ der KimchiBrot Connection, „Die weiße Insel“ der Theatergruppe subbottnik, Kieran Joels Bauturm-Abend „Moby Dick“, Charlotte Sprengers Vinterberg-Adaption „Das Fest“ und Barbara Wachendorffs Sommerblut-Performance „Youtopia“ fest.

Für den mit 5.000 Euro dotierten Kinder- und Jugendtheaterpreis sind neben der subbotnik-Koproduktion „Städte. Kampf um Troja“, Volker Heins „Die Schöpfung: Der Anfang...“ und Angelika Pohlerts „Nur ein Tag“ nun auch „Mischpoke“ von Barbara Fuchs sowie die drei Comedia-Stücke „Monsta“ von Sarah Victoria Wagner, „Hannah Arendt auf der Bühne“ von Abia Michaelis und „Wem gehört die Straße“ von Andrea Kramer nominiert. 

Spannend dürfte es auch beim Tanztheaterpreis werden, der mit einem Preisgeld von 5.000 Euro verbunden ist. Nach Mara Tsironis „Flakon“, Ilona Pászthys „Seed“ und Carla Jordãos „A Universal Weakness“ nominierte die Jury für das zweite Halbjahr Emanuele Soavis „Invasion“, Yoshie Shibaharas „Camera Lucida“ und Reut Shemeshs „Atara - For you, who has not yet found the one“. Der mit ebenfalls 5.000 Euro dotierte Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater könnte in diesem Jahr an die Futur 3-Produktion „Eine Stadt klagt sich an“, „Herero_Nama“ von Nuran David Calis, das Performance-Festival „Urbäng“ oder den bereits für den Hauptpreis nominierten Vinterberg-Abend „Das Fest“ gehen. 

Mit dem Kölner Ehrentheaterpreis, das steht bereits fest, wird am Jubiläumsabend der langjährige Theaterfotograf Werner Meyer ausgezeichnet. Als beste Nachwuchsdarsteller*innen des Jahres suchte die Jury Markus J. Bachmann, Fee Zweipfennig und Sharon Edelstein aus. Eine*r der drei darf den mit 2.500 Euro ausgelobten Puck-Preis nach Hause tragen.

Angesichts des Urbäng-Mottos „Nicht reden, sondern machen“ garantieren die Theaterpreise zum dreißigsten Mal ein „Nicht reden, sondern fördern und anerkennen“ - wie es einer Metropole würdig ist. Zu den Sponsoren zählen neben der Sparkasse KölnBonn und den Besuchervereinen Freie Volksbühne e.V. und Theatergemeinde auch das Kulturamt, die GAG Immobilien AG, die TÜV Rheinland Stiftung, die AVG Ressourcen, NetCologne und der Arzt Dr. Manuel E. Cornely.

Eintrittskarten für die Preisverleihung am 2. Dezember sind ab 18. November montags bis freitags von 8 bis 15 Uhr in der SK Stiftung, im MediaPark 7, erhältlich.

Anmerkung: An der Außenwand eines kleinen Pariser Theaters hing vor Jahren, während der Sommerpause, einmal ein Zettel, auf dem stand: „Weil ich an die Idee glaube, spreche ich von ihr. Weil ich an das Sprechen über die Idee glaube, spiele ich sie vor. Weil ich an das Spielen der Idee glaube, kann ich sie mit anderen Menschen teilen. Und weil ich an das Teilen glaube, kann ich morgen eine neue Idee haben." 
Vor ein paar Wochen auf dem Friesenwall, am Gittertor eines Hofes, ebenfalls ein Zettel: „An DHL. Klingel kaputt. Bitte rufen.“ Sie verstehen, warum wir das Theater brauchen?

Rüdiger Schmidt-Sodingen

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