1896 fand in Berlin die erste „Deutsche Colonial-Ausstellung“ im Rahmen einer Gewerbeausstellung statt. Zu sehen war dabei auch ein in der Presse sogenanntes „Negerdorf“ mit über einhundert Afrikanern, darunter auch fünf Herero und vier Nama aus Namibia. Sie wurden gezwungen, sich in exotische Kostüme zu kleiden und sieben Monate begaffen zu lassen. Als es 1904 zum Aufstand der Herero kam, starteten die deutschen Kolonialbehörden einen vier Jahre dauernden Genozid, dem 80 000 Herero und Nama zum Opfer fielen. Im Januar 2017 haben beide Volksgruppen in New York eine Sammelklage eingereicht, um in die laufenden Verhandlungen zwischen Namibia und Deutschland einbezogen zu werden. Die Klage steht symbolisch für ein die kurze, nichtsdestotrotz brutale deutsche Kolonialgeschichte. Zwar hat die Bundesregierung die Vernichtung der Volksgruppen als Völkermord eingestanden, Zahlungen aber bisher abgelehnt. Der Regisseur Nuran David Calis, in Köln vor allem für seine Dokumentarstücke bekannt, wird sich unter dem Titel „Herero_Nama. A History of Violence“ mit diesem Kapitel deutscher Geschichte auseinandersetzen.
Das Jahr 1896 steht auch für ein weiteres Projekt der Entdeckung und Aneignung. Der Nordpol war damals noch ein blinder Fleck auf der Landkarte. Zahlreiche Forschungsexpeditionen hatten sich auf den Weg gemacht. Es war ein Wettrennen der Nationen, um selbst noch den letzten Winkel der Erde in Besitz zu nehmen und zum (Staats-)Eigentum zu erklären. Selbst der so unwirtliche Nordpol war letztlich ein Ziel des Kolonialismus. Die Theatergruppe subbottnik stellt in ihrem Abend „Die weiße Insel“ den schwedischen Ingenieur Salomon August Andrée ins Zentrum. Er trägt sich mit dem Gedanken den Nordpol in Besitz zu nehmen, ohne die Strapazen der Kälte und wochenlangen Märsche zu absolvieren: Mit einem Gasballon will er in wenigen Tagen sein Ziel erreichen. Für die Expedition wählt Andrée einen Meteorologen und einen Fotografen als Begleiter aus, doch der erste Versuch von 1896 muss wegen schlechter Windverhältnisse abgebrochen werden – was Andrée viel Spott einträgt. Ein Jahr später versucht er es erneut und diesmal hebt der Ballon ab. Doch weit kommt das Trio nicht, was dann folgt, ist ein lebensbedrohlicher Kampf im ewigen Eis.
„Herero_Nama“ | R: Nuran David Calis | 9.(P), 15.3. 20 Uhr | Schauspiel Köln | 0221 221 284 00
„Die weiße Insel“ | R: subbotnik | 20. - 23.2. 20 Uhr, 24.2. 18 Uhr | Orangerie | 0221 952 27 08
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