Vor kurzem feierte die Kölner StadtRevue ihren 40. Geburtstag mit einem rauschenden Fest. Anlass für einen Rückblick auf bewegte Jahrzehnte. „In den letzten 10 Jahren hat sich nicht so viel geändert“, erzählt Redakteur Felix Klopotek. „Die großen Umbrüche waren in den 1990ern.“ Doch von Anfang an: Oktober 1976 erschien die erste Auflage. Damals war das Magazin noch nicht politisch konzipiert, vielmehr ging es darum, über Veranstaltungen der Alternativkultur zu informieren, die nicht in den gängigen Medien vorkamen. Doch in der aufgeheizten Stimmung der 70er Jahre konnte es nicht ausbleiben, dass die StadtRevue zu politischen Ereignissen Stellung bezog.
„Einer der Höhepunkte unserer Geschichte war die Berichterstattung über eine Schießerei auf einem Parkplatz in Humboldt/Gremberg, die der Polizei-Darstellung widersprochen hat“, erinnert sich Klopotek. Am 9. Mai 1975 trafen dort drei Personen, von denen einer, Philip Werner Sauber, aus dem Umfeld der terroristischen „Bewegung 2. Juni“ stammte, auf mehrere Polizisten – es kam zum Schusswechsel. Dabei wurde der Polizist Walter Pauli getötet. Im Nachhinein gab es widersprüchliche Aussagen, wer zuerst geschossen hat. Während die Polizei Sauber beschuldigte, soll dieser anderen zufolge nur zurückgeschossen haben. Ein Freund von Sauber, der Arzt Karl Heinz Roth, wurde von einem Querschläger verletzt. Er sowie der Dritte, Roland Otto, wurden des Mordes angeklagt. Die Presse vorverurteilte sie sensationslüstern als Polizistenmörder. Recherchen der StadtRevue ergaben jedoch ein anderes Bild. Letzten Endes wurden beide freigesprochen.
„Weiterer Höhepunkt war die Begleitung des letzten großen NS-Kriegverbrecherprozesses am Kölner Landgericht“, fährt Felix Klopotek fort. 1979 wurden der ehemalige SS-Obersturmbannführer und Gestapo-Chef Kurt Lischka sowie der ehemalige Eichmann-Vorgesetzte Herbert Martin Hagen wegen Beihilfe zum Mord in tausenden Fällen angeklagt. Beide hatten jahrelang unbehelligt in NRW gelebt. Für die StadtRevue begleitete der Journalist Henryk M. Broder den Prozess. Die Angeklagten wurden 1980 zu Haftstrafen verurteilt.
Im selben Jahr ging die StadtRevue für symbolische zwei D-Mark in den kollektiven Besitz der Belegschaft über. 24 festangestellte Mitarbeiter werkeln in einem Hinterhof im Belgischen Viertel an der Monatszeitschrift. Auch wenn der Lohn nicht übermäßig ist und man sich zur Auflagenhöhe lieber ausschweigt, gehört die StadtRevue zu den letzten klassischen Stadtmagazinen, die das große Verlagssterben überlebt haben.
Gefragt nach dem Erfolgsrezept antwortet Klopotek: „Wir haben nicht so viel verändert. Während andere Verlage in der New Economy um die Jahrtausendwende ihr Geld verbrannt haben, haben wir mangels Reserven nichts investiert und sind ohne blaues Auge davon gekommen.“ In den 90ern führten Berichte über Skandale bei der Müllverbrennungsanlage oder der KölnMesse zu hohen Leserzahlen. „In dieser Zeit hat die Redaktion sich journalistisch definiert“, so Klopotek. „Alternative Bewegungen und Stadtteilinitiativen sind zurückgegangen – wir sind ‚magaziniger‘ geworden.“ Nicht zuletzt stellt die StadtRevue eine Alternative dar in einer Stadt, in der fast alle Zeitungen in der Hand eines Verlages konzentriert sind.
Ein besonderer Höhepunkt war auch ein humoristischer, harmlos gemeinter Artikel mit der Forderung ‚Der Dom muss weg‘, der Ende 2005 zu einem empörten Echo, einer restlos ausverkauften Auflage und schließlich zum Kölner Medienpreis 2006 führte. In Zukunft will sich die StadtRevue verstärkt den digitalen Welten zuwenden. Wir von choices wünschen ihr alles Gute für die nächsten 40 Jahre!
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