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Nissan Leaf
Foto: Nissan

Das neue Jahr wird elektrisch

01. Januar 2011

Noch gibt es keine Förderung - Innovation 01/11

Einige Elektroautos sind tatsächlich schon im Ruhrgebiet erhältlich. Im neuen Jahr soll es nun mehr Bewegung auf dem Markt geben. Zahlreiche neue Modelle sind angekündigt. Vorläufig gilt aber: ohne jede Förderung.

Der flotte Viersitzer hat alles, was ein Zukunftsmobil braucht: E-Antrieb mit 109 PS, immerhin 160 Kilometer Reichweite, Klimaanlage, Navigationsgerät. Und seit kurzem auch den Adelstitel „Car of the Year 2011“, den die europäischen Fachjournalisten erstmals an ein Elektroauto verliehen. Die Premieren-Tranche mit 20.000 Fahrzeugen war in den USA flott ausverkauft, im Februar startet der Vertrieb in Europa. Doch den Nissan Leaf werden deutsche Autokunden wohl erst im Oktober fahren können.

Zuvor sind nämlich jene Nachbarländer dran, die den Kauf eines Elektromobils staatlich subventionieren: „Das werden England, Irland, Portugal und die Niederlande sein“, sagt Nissan-Sprecherin Kirsten Schmitz. „Wenn die Bundesregierung morgen sagen sollte, man fördere das Auto mit 5000 Euro, dann würden wir wohl noch einmal in uns gehen.“ Durch staatliche Unterstützung kam der Kompaktwagen in Kalifornien übrigens auf einen echten Knüllerpreis - knapp 20.000 Dollar, umgerechnet etwas mehr als 15.000 Euro. In Deutschland soll der Leaf etwa 30.000 Euro kosten.

Das Zeug zum Kassenschlager hätte auch der Smart. Jürgen Tauscher, Vorstand des größten deutschen Daimler-Händlers Lueg, ging vor zwei Jahren optimistisch davon aus, „dass wir 2010 den E-Smart in einer ordentlichen Stückzahl hier haben werden.“ Sein Smart-Geschäftsführer Ralph Wershoven lenkte den Batterieflitzer inzwischen mehrfach - im Berliner Großversuch. In Essen dagegen kam noch kein einziges Exemplar an. Die landesweit 80 Vertriebscenter werden im neuen Jahr allerdings 45 Appetizer-Exemplare für Präsentationen und Kundenaktionen bekommen. Verkaufsstart soll dann 2012 sein. Wer auf Batterie-Smart steht, ist solange beim Bochumer Umrüster Bea-tricks gut aufgehoben. Für gut 17.000 Euro plus X.

Die Lücke nutzen derweil andere Hersteller. Mitsubishis i-Miev ist bereits erhältlich, auch (die weitgehend baugleichen) Peugeot iON und Citroen C-Zero rollen zum Jahresanfang an. Insbesondere französische Hersteller haben sich einiges vorgenommen: Renault kommt in 2011 mit dem familientauglichen Elektro-Kangoo, zudem folgt die Limousine „Fluence“. Bolloré baut Pininfarinas „Bluecar“ mit im Dach eingelassenen Solarzellen. BGI will im neuen Jahr seinen „Simply-City“ als 2+2-Sitzer und den offenen „Sun“ in größeren Stückzahlen ausliefern. Und aus deutsch-französischer Koproduktion kommt im Frühsommer der „Mia“ - mit drei Sitzplätzen und zwei Schiebetüren als typischer Zweitwagen und „Mama-Taxi“. Letztere Modelle sollen um die 20.000 Euro teuer sein.

Stromkosten von 1,50 Euro für 100 Kilometer sind - neben der bedingten Emissionsfreiheit - auf Dauer ein Argument. Doch zuvor muss tief in die Tasche gelangt werden. Kein Wunder, dass sich manch Marktanbieter inzwischen Gedanken machte. So bietet der Energiekonzern RWE drei Fahrzeuge - iMiev, iON und C-Zero - im Paket mit Ladestation und Ökostrom ab 35.858 Euro an. Wer bis Ende 2010 reservierte, bekommt sogar den Ladestrom fürs erste Jahr gratis hinzu.

Auch zu mieten sind Elektroflitzer. Zwar will Sixt jene 975 Elektrofahrzeuge, die man bei German E-Cars orderte, zuerst Unternehmen und Behörden als Leasingautos schmackhaft machen. Nach und nach sollen „Stromos“ (auf der Basis des Suzuki Swift) und Co. aber auch regulär zu mieten sein. Den zum E-Car veredelten Knubbel-Fiat 500 bietet der Hamburger Energieversorger „mk-group“ Kunden an, die umweltfreundlichen Fahrspaß testen wollen: für 20 Euro pro Tag. Wer ihn kaufen will: 23.900 Euro plus 150 Euro im Monat fürs Batterieleasing.
Noch etwas anders geht der norwegische Hersteller Pure Mobility vor, der seinen 2,43-Meter-E-Zwerg „Buddy“ zwar auch für 26.000 Euro verkauft. Der Zweisitzer soll jedoch in die Konzeption von Wohn- und Bürohäusern integriert werden, wo Bewohnern und Angestellten jederzeit eine ganze „Buddy“-Flotte bereitstehen soll. Aktuell führt das Unternehmen aus Oslo Gespräche mit deutschen Immobilienfirmen.

Freilich: die neuen Namen verwirren - und lassen Zweifel aufsteigen, wer im Bedarfsfall als Servicepartner vor Ort bereit stehen könnte. Ein Netz in der Fläche aufzubauen, dürfte etliche Anbieter überfordern. Der Opel-Händler Rüschkamp will entsprechende Anforderungen kanalisieren. Über seine Plattform bietet er neben der eigenen Marke auch Elektrofahrzeuge diverser Hersteller an: vom Peugeot über Stromos und E-Fiat bis zum Klein-Lkw „Eco Carrier“. Chevrolet Volt und Opel Ampera (jeweils etwa 40.000 Euro) sollen in diesem Jahr die Liste ergänzen. Und der Fisker „Karma“ - bis zu 200 km/h schnell und 80.000 Euro teuer. Eine „Investition für Entscheider mit Budget“, wie Hendrik Rüschkamp augenzwinkernd kommentiert.

Fazit: Die E-Autos kommen. Ob die noch kleinen Kapazitäten schon bemerkbar auf den Ruhrgebietsstraßen landen werden oder doch zunächst in Ländern mit staatlicher Förderung? Smart-Händler Ralph Wershoven: „Ich glaube, dass das Elektromobil die Zukunft ist. Aber man braucht einen Anschub zu Beginn.“ Die 2009er Abwrackprämie wäre hier wohl besser angelegt gewesen.

Tom Jost

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