Johannes Vockerat ist unglücklich. Mit sich, seinem Leben, seiner Frau. Er hat sich mit Käthe an den Müggelsee zurückgezogen, um ein philosophisches Werk zu schreiben. Gerade ist er Vater geworden. Doch er fühlt sich eingeengt und unverstanden. Käthe ist keine Akademikerin. Das lässt er sie spüren. Als der Maler Braun seine Bekannte Anna Mahr ins Haus am Müggelsee mitbringt, glaubt Vockerat in ihr eine Seelenverwandte gefunden zu haben. Käthe macht diese Freundschaft zu schaffen, duldet sie aber zunächst.
Eine große Gardine fließt wie ein Wasserfall, der in einen See mündet, über die Bühne. Zweites Element ist ein kleines Gewächshaus mit durchscheinenden Wänden. Eigenheim und Gardine, zwei Symbole des spießbürgerlichen Lebens. Es ist eine wahre Freude Nika Wanderer als Käthe zu erleben. Sie schafft es, die zwiespältige Psychologie von Hingabe an den Ehemann und Verzweiflung über dessen emotionale Zerrissenheit rüber zu bringen. Sascha Tschorn legt Johannes Vockerat als manischen Charakter an, der zwischen vor Wahn glühenden Augen, freundlicher Zuwendung zu seiner Frau und dem Begehren nach Anna Mahr – zunächst nur intellektuell – mäandert. Braun (Klaus Ebert) und Mahr (Emilia Haag) bleiben dagegen etwas holzschnittartig. Der Maler lehnt beobachtend an die Wand, Streitgespräche münden schnell in Geschrei. Mahr dagegen bleibt in der Rolle der frechen Studentin hängen. Die Inszenierung von Catharina Fillers lockert den ersten Teil von Gerhart Hauptmanns „Einsame Menschen“ mit Slapstick auf. So windet sich Käthe um Johannes herum, klettert ihm auf den Rücken, rutscht unter seinen Beinen hindurch, um ihm einen Brief zu geben. Der zweite Teil der Inszenierung wirkt schwerer. Die Schauspieler begeben sich in die psychologischen Abgründe ihrer Figuren. Der stimmige Rhythmus – die Szenen werden mit Musik (Öğünç Kardelen) und Videoprojektionen voneinander abgetrennt – der subtilen Regie führen zu einem Abend, der die Fragen von Liebe und Freundschaft, Selbstfindung und Aufopferung, gesellschaftlichen Konventionen und Selbstentfaltung gelungen aufarbeitet.
„Einsame Menschen“ | R: Catharina Fillers | Theater im Bauturm | 11.-14.3., 25.-28.3. 20 Uhr | 0221 52 42 42
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