Im Rahmen der „Bonner Buchmesse Migration“ stellte der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff seinen Dokumentarfilm „Schwarz auf Weiß“ vor, der bereits im Jahr 2009 veröffentlicht wurde. Wallraff ist bekannt für seine Undercover-Reportagen, bei denen er selbst meist als Hauptfigur auftritt. Mit Maske und Verkleidung dringt er unbemerkt in Unternehmen wie die Bild-Zeitung, Fast Food Ketten oder Lieferdienste ein und deckt so Missstände und Ungerechtigkeiten auf. „Schwarz auf Weiß“ ist wohl einer von Wallraffs bekanntesten Filmen, für den es sowohl positive als auch negative Kritik gab, wie Wallraff selbst im Laufe des Abends immer wieder betont. Mit Hilfe einer Maskenbildnerin und einem Perückenmacher verwandelte sich der Reporter über ein Jahr hinweg immer wieder in Kwami Ogonno, einen Somalier, der an verschiedenen Orten in Deutschland auftauchte und mit versteckter Kamera die Interaktion mit den Menschen, denen er in seiner „afrikanischen Maske“ begegnete, aufzeichnete.
Die ausgewählten Szenen, die an diesem Abend von Wallraff gezeigt und teilweise auch kommentiert werden, sorgen im Publikum im Bonner Haus der Geschichte für Kopfschütteln und ratlose Blicke, oft aber auch für nervöses Lachen. Wie überzeichnete Karikaturen eines beispielhaften Rassisten wirken die Menschen, die Wallraff als Kwami Ogonno mit versteckter Kamera gefilmt hat. Die Kölner Vermieterin, die findet, dass Schwarze gerne überall leben können, aber nicht bei ihr. Der Campingplatz-Besitzer, der Angst vor den Reaktionen der Bewohner hat, die zwar teilweise auch aus dem Ausland kommen, aber eben nicht schwarz seien. Der Bayrische Beamte, der droht, die Polizei zu rufen, wenn Wallraff nicht verschwinde. Zugegeben, der Investigativjournalist hat sich für seine Recherche die „richtigen“ Orte ausgesucht. Kleingartenanlagen, Fußballstadien, Kneipen. Wo deutsches Spießertum auf bürgerlichen Kleingeist trifft. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Menschen in „Schwarz auf Weiß“ nun mal keine Karikaturen sind, auch wenn sie so scheinen mögen: Sie sind echt und leben unter uns.
Im anschließenden Gespräch mit Moderatorin Anne-Gisèle Nimbona erklärt Günter Wallraff seine Motivation. Zum einen habe er von schwarzen Freunden immer wieder gehört, dass sie im Alltag aufgrund ihrer Hautfarbe diffamiert wurden. Zum anderen sei es ihm ein „existenzielles Bedürfnis“ gewesen, sein Heimatland auf diese Art neu kennenzulernen. Denn eine Gesellschaft könne man daran messen, wie sie mit Fremden umgehe. Die Maskierung hilft Wallraff dabei, eben diese Gesellschaft zu demaskieren und die hässliche Fratze darunter zu offenbaren. Doch eines darf man nicht vergessen: Wallraff konnte diese Maske jederzeit ablegen und seine schwarze Schminke abwaschen. Die Menschen, die tagtäglich für ihre Hautfarbe diskriminiert werden, können das nicht.
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