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Klassische Musik am Affengehege

30. Juni 2011

Theo Pagel über den Zoobesuch von gestern und heute – Thema 07/11 Das Tier und wir

choices: Herr Pagel, warum wurden im 19. Jahrhundert in vielen europäischen Städten zoologische Gärten gegründet?
Theo Pagel:
Das entsprach dem Zeitgeist. Das gehobene Bürgertum hatte gelernt, selbstständig zu denken und eigene Interessen entwickelt. Dazu gehörte auch die Natur. Die ersten Zoos in Deutschland standen in Berlin, Frankfurt und dann Köln. Die damaligen Zoos unterschieden sich natürlich von den heutigen. Sie waren kultureller Treffpunkt der Gesellschaft. Einer der größten Konzertsäle, die es damals in Köln gab, lag im Zoo. Man begab sich im Sonntagsgewand zum Konzert und lustwandelte dann durch die Gehege. Leider ist dieser kulturelle Faktor heute etwas verloren gegangen. Heute trägt man Freizeitdress, viele nehmen uns nicht mehr als Kultur wahr.

Heute steht auch das Tier im Mittelpunkt – was wissen Sie über Ihre Besucher?
Unsere Befragungen zeigen: die Besucher sind ein Querschnitt durch die Bevölkerung. Es kommen jung und alt, reich und arm, die Wähler aller Parteien. Es kommen etwas mehr Frauen als Männer. Früher hat man den Zoobesuch als typische Familienaktivität mit Vater-Mutter-Kind gesehen. Heute kommen zunehmend auch Menschen ohne Kinder. Dazu ist die Zahl der Besucher mit höheren Bildungsabschlüssen gestiegen.

Das Publikum ist vielfältiger geworden. Kommen auch Besucher mitMigrationshintergrund?
Zunächst: Wir haben generell mehr ausländische Besucher, weil der Tourismus in Köln in den letzten Jahren zugenommen hat. Man hört mittlerweile viele Sprachen vom Arabischen bis zum Niederländischen. Daneben wissen wir, dass uns auch mehr Menschen mit Migrationshintergrund besuchen. Nur fallen die meistens gar nicht auf, weil sie von anderen deutschen Gästen kaum zu unterscheiden sind.

Theo Pagel
Foto: Privat
Theo Pagel ist Zoodirektor und Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten Köln. Mehr unter: www.koelnerzoo.de

Integration gelungen?
Die klassischen Kopftuchträgerinnen gibt es natürlich auch. Der Zoo ist vielleicht für viele eine Art Notausgang zur Natur geworden, weil man sonst nirgendwo Tiere sehen kann. Ob das Interesse zugenommen hat, weil unser Angebot so attraktiv ist oder weil man generell mehr über Tiere wissen will, kann ich nicht sagen.

Gibt es Tiere, die nicht in den Zoo gehören?
Ich bin der Meinung, man kann alles halten, wenn man die richtigen Voraussetzungen schafft. Das betrifft auch die Haltung von Hunden oder Hamstern. Man kann auch Blauwale züchten, aber dann müssen Sie mir das Mittelmeer geben. Die Tiergartenbiologie hat viele neue Erkenntnisse erarbeitet, auch, was das hohe Ziel Artenschutz betrifft. Schließlich bieten Zoos nicht nur Erholung, sie sind auch und vor allem Bildungseinrichtungen.

INTERVIEW: WOLFGANG HIPPE

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