Tatsächlich werden Tiere am Flughafen Köln/Bonn für die verschiedensten Aufgaben eingesetzt. Da sind zum einen natürlich die Spürhunde des Zolls, die auch Gelegenheitsfliegern ein vertrauter Anblick sein dürften. Insgesamt kommen zwölf Drogenspürhunde zum Einsatz, die Gepäck und Fracht auf illegale Substanzen untersuchen, ein weiterer ist auf Sprengstoffe spezialisiert. Den größten Teil der tierischen Helfer bekommen die Fluggäste jedoch nicht zu Gesicht, da deren Einsatzgebiet das weitläufige Außengelände mit den Start- und Landebahnen umfasst.
Hierbei ist vor allem die Lage des Flughafens in der Wahner Heide bedeutsam, einem vielfältigen Lebensraum und einem der artenreichsten Naturschutzgebiete in NRW. Um die Heidevegetation zu erhalten, kommt ein ganzes Großaufgebot von Weidetieren zum Einsatz: Rinder, Schafe, Ziegen, Esel und sogar Wasserbüffel ziehen regelmäßig grasend über das Gelände um den Flughafen und beugen so einer Waldbildung vor.
Die Gestaltung des eigentlichen Flughafengeländes ist auch ein wichtiges Instrument eines anderen, gerne übersehenen Bereichs, der Bird Control. Große Vogelarten, wie etwa Gänse, Greifvögel oder Kormorane, können bei einer Kollison zur Gefahr für startende und landende Flugzeuge werden – diese vom Flughafengelände fernzuhalten ist ein Vollzeitjob für fünf Angestellte. „Das liegt nicht nur an der Größe des Geländes und der Wahner Heide, sondern auch an der Nähe zum Rhein, der viele Wasservögel anzieht”, sagt Ulf Muuß, Leiter der Abteilung. Das Gelände der Start- und Landebahnen ist deswegen so gestaltet, dass es für unerwünschte Arten möglichst unattraktiv ist. „Gänse etwa finden hier kein geeignetes Futter und für Kraniche ist es zu unübersichtlich, um nachts Rast zu machen”, äußert Muuß.
Um Greifvögel fernzuhalten, müssen Muuß und seine Mitarbeiter indirekt vorgehen und bedienen sich dabei der Hilfe von ungewöhnlichen tierischen Verbündeten – nämlich Frettchen. „Greifvögel werden in erster Linie von den Kaninchen angezogen, die auf dem Gelände leben”, erklärt Muuß. „Darum bejagen wir sie und bringen sie, wenn möglich, lebend an einen anderen Ort.” Bei den Jagden werden die Frettchen im Herbst und Winter dafür eingesetzt, die unerwünschten Nager aus ihren Bauen zu jagen. „Sobald Kaninchen die Frettchen in ihren Bauen riechen, nehmen sie Reißaus”, weiß Muuß. Die Frettchen leben das ganze Jahr über auf dem Flughafengelände, in einem eigenen Stall mit großzügigem Außengehege. Zweimal in der Woche greift die Bird Control auch selbst auf Greifvögel zurück, vor allem um den Ringeltauben das Gelände zu verleiden. Hierfür arbeitet sie mit Falknern zusammen, die den Tauben mit Wüstenbussarden das Leben schwer machen.
Die mit etwa 20.000 Individuen zahlenmäßig größte Gruppe des tierischen Hilfspersonals sind jedoch die Bienen, für die der Ingenieur für Umwelttechnik Martin Partsch zuständig ist. „Meine Arbeit dreht sich eigentlich um Lärm, Luftschadstoffe und Umweltkommunikation – dass ich mal zur Imkerei komme, hätte ich mir auch nicht träumen lassen”, schmunzelt er. Die Bienen, die seit 2004 zum Einsatz kommen und in vier bis fünf Völkern auf dem Gelände verteilt leben, dienen Partsch als Bioindikatoren: Der Honig, den die Tiere aus den auf dem Rollfeld gesammelten Pollen produzieren, wird regelmäßig von einem Analyselabor auf Schadstoffe untersucht, vor allem aromatische Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle. „Bisher war der Befund immer einwandfrei – unser Honig kann also bedenkenlos gegessen werden”, meint Partsch. Das macht ihn vor allem bei den übrigen Mitarbeitern des Flughafens beliebt.
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