Wer an den KunstSalon denkt, dem klingt die sonore Stimme von Peter Bach im Ohr. Über 24 Jahre hinweg galt der Kölner Rechtsanwalt als der Star eines Vereins, der sich die private Förderung der Kunst auf seine Fahnen geschrieben hat. Diese Fahnen wehen im Kölner Süden an der Brühler Straße, wo der KunstSalon sein schmuckes Domizil in einer ehemaligen Kupferschmiede unterhält und Peter Bach einmal im Monat beim jour fixe Künstler, Regisseure und Schauspieler wie Jürgen Klauke, Wim Wenders oder Ulrich Mathes interviewte. Nun gibt es einen Schnitt mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden des Vereins, Andreas C. Müller, und einem Team, das gemeinschaftlich zum Star des Salons avancieren soll.
Um gezielt kultureller Förderung nachgehen zu können, gründete sich 1994 der Salon und schuf bald eigene Sektionen für interessierte Bürger, die den Film, den Tanz oder das Theater unterstützen wollen. Jährlich verleiht man einen Preis für Freie Theater und finanziert jungen Künstlern ein Residenzstipendium, damit sie an den kalifornischen Gestaden von Lion Feuchtwangers Villa Aurora Inspiration tanken können. Mit zwei Festivals locken die Mitglieder Autoren und Musiker in die Häuser der Stadt. Formate, die so erfolgreich sind, dass sie bald auch von Bonn und Hamburg übernommen wurden. Als man in Köln für „Das Kongo Tribunal“ von Milo Rau eine gezielte Unterstützung suchte, öffneten die Mitglieder großzügig ihre Säckel. Stolze Bilanzen, und dennoch will das neue Team, das im KunstSalon-Büro von Martin Hegel administrativ geleitet wird, auch in Zukunft kräftig Bewegung aufnehmen. Man weiß nur zu gut, wie schnell in unseren Tagen Kunst mit Unterhaltungsangeboten verwechselt wird, die einem nicht mehr als ein paar angenehme Stunden bescheren.
Wer in die betriebsamen Büros des Salons eintritt, spürt, dass hier Tatendurst herrscht. Der Wahlspruch könnte lauten „Kunst macht glücklich“, wie Andreas C. Müller erklärt. Gemeint ist, dass uns die Kunst Momente der Erkenntnis verschafft, in denen wir diesem Leben Sinn abzugewinnen vermögen und unser Körper deshalb umso begeisterter Endorphine ausschüttet. Jedes der rund 900 Mitglieder kann und sollte sich auch selbst als Botschafter der Kultur verstehen. Eine Aufgabe, die notwendig erscheint in einer Zeit, die angesichts flächendeckender Unterhaltungsmedien den gesellschaftlichen Wert der Kunst mitunter aus dem Auge verliert. „Viele unserer Mitglieder haben vor 50 Jahren selbst erlebt, wie sich Deutschland veränderte“, erklärt Martin Hegel, „deshalb richtet sich unser Blick derzeit auch gezielt auf das Jahr 1968, als die Impulse der Kunst vom Rheinland ausgingen. Dem Erbe fühlen wir uns verpflichtet, indem wir fragen, wie ein privater Kulturverein heute in die Großstadt Köln hineinwirken kann.“ So wird sich der Spannungsbogen zwischen 1968 und 2018 denn auch als gedanklicher roter Faden durch das Programm des KunstSalon in diesem Jahr ziehen.
KunstSalon | Brühler Straße 11-13 | www.kunstsalon.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Eine Historie des Rassismus
Der Kölner Rom e.V. unterstützt Sinti und Roma – Spezial 07/24
Vielfalt, Frieden und Respekt
3. Ausgabe von Shalom-Musik.Koeln – Musik 07/24
„Räume für Empowerment schaffen“
Jasmin Smalls über den Black History Month – Interview 02/23
„Wir haben eine Überlagerung verschiedener Krisen“
Klaus Wilsberg über die aktuelle Situation von Studierenden – Spezial 10/22
„Wir brauchen dringend Helfer“
Karin Fürhaupter über die aktuelle Herausforderung der Kölner Tafel – Spezial 08/22
Neue Präferenzen
Ina Brandes ist neue NRW-Kultur- & Wissenschaftsministerin – Theater in NRW 08/22
Support durch Bierdeckel
Aktion für Krankenhauspersonal – Spezial 06/22
Architektonische Juwelen
Entdeckungsreise zu Kölner Kirchen
Wege zur Entscheidung (1)
Der Kunstsalon-Theaterpreis 2019 – Festival 08/19
Wege zur Entscheidung (2)
Der Kunstsalon-Theaterpreis 2019 – Festival 07/19
Der Genuss der Stille
„Schreibraum“ für literarische Produktion in Köln – Kulturporträt 02/19
„Wie wird mit Erinnerungen umgegangen?“
Akademie-Leiterin Madhusree Dutta will archivieren und vernetzen – Interview 12/18
Vorwärts Richtung Endzeit
Marcel Odenbach in der Galerie Gisela Capitain – Kunst 11/24
Mit dem Surrealismus verbündet
Alberto Giacometti im Max Ernst Museum Brühl des LVR – kunst & gut 11/24
Außerordentlich weicher Herbst
Drei Ausstellungen in Kölner Galerien schauen zurück – Galerie 11/24
Fragil gewebte Erinnerungen
„We are not carpets“ im RJM – Kunst 10/24
Geschichten in den Trümmern
Jenny Michel in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach – kunst & gut 10/24
Ein Himmel voller Bäume
Kathleen Jacobs in der Galerie Karsten Greve – Kunst 09/24
Leben/Macht/Angst
„Not Afraid of Art“ in der ADKDW – Kunst 09/24
Lebenswünsche
„Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ in Köln – Kunst 09/24
Die Freiheit ist feminin
„Antifeminismus“ im NS-Dokumentationszentrum – Kunstwandel 09/24
Atem unserer Lungen
„Body Manoeuvres“ im Skulpturenpark – kunst & gut 09/24
Die Absurdität der Ewigkeit
Jann Höfer und Martin Lamberty in der Galerie Freiraum – Kunstwandel 08/24
Vor 1965
Marcel van Eeden im Museum Schloss Morsbroich in Leverkusen – kunst & gut 08/24
Atem formt Zeit
Alberta Whittle in der Temporary Gallery – Kunst 07/24