Mode nimmt gerade für junge Leute eine wichtige Rolle ein: Sich ausprobieren, den eigenen Stil finden, dazugehören – Mode kann Statement sein, Leidenschaft, Ausdrucksmittel. Heutzutage ist die Modewelt präsent wie nie: Ständig sind wir mit Bildern von den neusten Trends umgeben, kaum auf den Laufstegen, schon in den Regalen, alles ändert sich rasend schnell und ist immer zugänglich. Auf wessen Kosten diese unersättliche Gier nach neuen Textilien geht, wird dabei meistens verdrängt. Zu groß der Bedarf der KonsumentInnen und die Profite der Unternehmen.
Dass Mode auch anders gehen kann und gerade junge Leute die Fashion-Industrie neu denken wollen, beweisen die Arbeiten der Kölner Nachhaltigkeits-Akademie ecosign. Die Hochschule für ethische Gestaltung hat 9 Projekte für die Ausstellung „Fast Fashion“ beigesteuert. „Am Anfang sollten es nur ein paar ausgewählte sein“, erzählt Jörg Gätjens, betreuender Dozent. „Aber nach der Präsentation wurden alle übernommen.“ Die Kooperation ist ein voller Erfolg für beide Seiten: Bereits seit 2013 bekommen Studierende die Chance, Arbeiten auszustellen – und das Museum frischen Input aus der Region. „Es ist sehr wichtig, dass wir mit Hochschulen aus Köln zusammenarbeiten“, so Nanette Snoep, die erst seit einer Woche Direktorin des Museums ist, aber schon begeistert an dem Programm mitwirkt.
In ganz unterschiedlicher Weise haben sich die Studierenden dem Thema angenähert – drei Arbeiten haben dabei besonders überzeugt. Zum einen bringt die mobile „Pop-up Nähfabrik“ von Sarah Klein und Nico Schmitz den Produktionsprozess in den öffentlichen Raum. „Es geht um Wertschätzung“, so das Duo, das mit seiner Installation dazu einlädt, ausrangierte Kleidungsstücke wieder herzurichten, „aber auch darum, die Augen für die Situation zu öffnen: Mode wird immer von Menschen gemacht.“ Und das meistens in Billiglohn-Ländern unter katastrophalen Bedingungen. Anstatt eines sicheren Einkommens bedeutet die Textilbranche für (in der Regel) Arbeiterinnen Ausbeutung und Unterdrückung.
Diese Symbolik greift auch das Projekt von Solenne Stadelmann auf. Mit ihrer Arbeit „Femme Libérée“ hat die Studentin eine Hose im Marlene-Dietrich-Stil kreiert. „In den 20ern war das Tragen von Hosen Ausdruck für weibliche Emanzipation im Westen. Der Stoff ist eine Art Nationalsymbol für Burkina Faso und ihn zu weben, hilft der Frau aus den Zwängen der Tradition auszubrechen.“ Ihre Arbeit versteht Stadelmann als eine Brücke zwischen westlicher und afrikanischer Kultur.
Diese haben auch Linda Diercke, Nadine Migesel und Teresa Müller mit ihrer Installation „Bark – the story behind“ geschlagen. Hierbei geht es um Stoff, der aus der Rinde eines Baumes in Uganda gewonnen wird. Dem Trio war es wichtig, den einzelnen Menschen hinter dem Kleidungsstück zu zeigen: „Die Herstellung ist ein richtiger Kraftakt und Tradition zugleich. Sie wird nur mündlich von Vater zu Sohn weitergegeben.“ Die Arbeit ist also einer der ganz seltenen Dokumentationsprozesse und fußt auf den Erzählungen eines Gespanns, zu dem die Studierenden vorher Kontakt aufgenommen hatten. „Uns geht es darum, die unsichtbaren Akteure der Wertschöpfungskette ins Licht zu rücken und so eine Identifikation zu generieren“, so die Studierenden.
Ob bei der Herstellung oder Botschaft des Kleidungsstücks: Mit ihren Arbeiten zeigen die Nachwuchs-DesignerInnen, dass die Fashion-Industrie kein rücksichtsloses Haifisch-Becken sein muss. Mode kann im Gegenteil für Rechte einstehen, Kultur erhalten und den Austausch fördern. Bewusstsein, Innovation, Ethik – es wird höchste Zeit für die nächste Generation.
Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode | bis 24.2., Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr | Do 24.1. 19 Uhr: Mode schlägt Moral – Wie fair ist unsere Kleidung? Filmvorführung und Diskussion | Rautenstrauch-Joest-Museum | www.fastfashion-rjm-koeln.de
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