„AchtBrücken“, das Kölner Festival für Neue Musik, findet in diesem Jahr bereits zum fünften Mal statt. Längst hat es sich emanzipiert vom Ruf der MusikTriennale, aus der es hervorgegangen ist. Die war als eines der weltweit größten Festivals, das Klassik, Jazz und Weltmusik zusammenbrachte, zwar deutlich größer angelegt als AchtBrücken, fand dafür aber nicht jährlich, sondern nur alle drei Jahre satt. Nach sechs Ausgaben zwischen 1994 und 2010 entschied man sich, 2011 mit AchtBrücken einen neuen Weg zu gehen. Seitdem gibt es jedes Jahr ein spannendes Programm, das sich um ein übergeordnetes Thema gruppiert. Standen bei den ersten Ausgaben noch bedeutende Komponisten und deren Einfluss thematisch im Mittelpunkt – 2011 Pierre Boulez und 2012 John Cage – wurde der Rahmen im dritten Jahr schon größer gezogen: 2013 widmete man sich dem Griechen Iannis Xenakis und im Anschluss an dessen elektroakustische Experimente auch der elektronischen Musik im Allgemeinen. Das wiederum ermöglichte es dem Festival, sich der populären Musik zu öffnen. Im letzten Jahr stand dann György Ligeti im musikalischen Zentrum, zugleich widmete man sich der Technisierung und der damit einhergehenden Rhythmisierung der Gesellschaft. „Im Puls“ war das Schlagwort. Wenn vom 30. April bis zum 10. Mai die diesjährige Ausgabe von AchtBrücken im gesamten Kölner Stadtgebiet raumgreifend auflebt, dann lautet die Kernfrage so schlicht wie tagesaktuell naheliegend: „Musik. Politik?“. Eine Frage, die man bei Vokalmusik wohl noch relativ einfach beantworten kann. Bei Instrumentalmusik wird das schon schwieriger.
Als musikalisches Zentrum hat das fünfköpfige Team der Künstlerischen Leitung unter der Gesamtleitung von Louwrens Langevoort, Intendant der Kölner Philharmonie, den niederländischen Komponisten Louis Andriessen ausgewählt, der in seiner Arbeit stets politisch war. Ganze vierzehn Werke von Andriessen aus der Zeit zwischen 1970 und 2013 werden bei AchtBrücken aufgeführt. Darunter sind „De Staat“, das Andriessen 1976 zum internationalen Durchbruch verhalf sowie „M is for Man, Music, Mozart“, die Musik zum gleichnamigen Film von Peter Greenaway. Neben Andriessens Stücken stehen weitere Werke namhafter Komponisten wie Hans Werner Henze, Luigi Nono, Heiner Goebbels, Luciano Berio, Paul Dessau oder Georg Katzer auf dem Programm. Darunter sind 23 Uraufführungen, so auch die zehn „Hymnen für ein nicht existierendes Land“, die AchtBrücken in Auftrag gegeben hat.
Der Popmusik nähert man sich mit Konzerten der digitalen Technorocker Atari Teenage Riot, einer Kollaboration der lateinamerikanischen Sängerinnen Ana Tijoux und Susana Braca und einem musikalisch-theatralischen Abend von und mit Schorsch Kamerun. Für Jazzfans gibt es einen Abend mit dem Vocalese-Star Kurt Elling, der Jazz-Standards interpretiert. Neben weltbekannten Orchestern wie dem New York Philharmonic oder den Wiener Philharmonikern sorgen namhafte Klangkörper wie Ensemble intercontemporain, Ensemble Modern, Ensemble Musikfabrik, Klangforum Wien oder das Ensemble Garage für die Umsetzung der Stücke. Als Aufführungsort steht die Philharmonie im Zentrum, weitere Veranstaltungsorte verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet, einzelne Konzerte finden auch im öffentlichen Raum statt.
Acht Brücken – Musik für Köln | 30.4.-10.5. | diverse Orte | www.achtbruecken.de
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