„Ich sehe die Zukunft!“ „Man fühlte sich entspannt, ich hörte das Rauschen der Bäume. Im Schaufenster habe ich mein Spiegelbild mit einem schleierhaften Blick gesehen.“ Diese Erfahrungen haben Besucher, Künstler und Kunstinteressierte in der Bonner Innenstadt mit dem japanischen Klangkünstler Akio Suzuki (*1941) gemacht. Suzuki wurde dieses Jahr von der Beethovenstiftung Bonn zum Stadtklangkünstler berufen. Unter dem Titel „oto-date Bonn 2018“ (oto-date: Klangpunkt) revitalisierte er seine im Rahmen des Festivals bonn hoeren 2014 erschaffene Installation „oto-date Bonn“. Er suchte sich in der City 16 Standpunkte auf zwei Routen aus, an denen er klangliche Qualitäten unter einer besonderen Atmosphäre erkannte und kennzeichnete sie mit einem weißen Symbol auf dem Pflaster, auf das man sich stellen kann. Das Symbol illustriert eine Mischung aus Füßen und Ohren. Mit dabei war seine Ehefrau Hiromi Miyakita, die Suzukis Eindrücke ins Englische übersetzte und Tänzerin ist.
„Hören und sehen, alle Sinne sind wichtig und sollen dem Menschen erhalten bleiben. Ich habe mich für das Gehör und die Klänge entschieden. Es gibt mir Energie und hilft mir im Leben,“ sagte Suzuki. Miyakita fügte hinzu, dass ihr persönlich das Tanzen weiterhelfen würde.
Für Suzuki sei der Klang der Stadt seine Musik. Man könne Hörer, Komponist oder Musiker sein, wenn man auf einer seiner Echopunkte steht. Er filtert die Laute, die für ihn harmonieren, und so entsteht seine eigene Musik im Ohr.
Im Alltag kann man die Klänge, die einen umgeben, sehr leicht vergessen. Der Mensch ist im hektischen Stadtleben zu sehr auf sich selbst fokussiert, um die Vielfalt der Umgebungslaute wahrzunehmen. Es entwickelt sich regelrecht eine gesellschaftliche Schwerhörigkeit, die auch dazu führt, dass die Mitmenschen auf der Straße auch visuell kaum registriert werden. Die Besucher der Stadttour nahmen sich aber Zeit, auf den Echopunkten zu stehen und mit geöffneten oder geschlossenen Augen das Rauschen, Flüstern, Hupen oder Sprechgemisch der Passanten wahrzunehmen.
Gerne sah Suzuki auch den schönen Frauen aus Berlin im Jahre 1982 zu, als diese auf seinen Echopunkten standen, wie er witzelnd erzählte. Er, dessen Eltern 1945 mit ihm Nordkorea verließen und nach Japan kamen, hat ein fröhliches Gemüt und immer ein Lächeln im Gesicht. Als er unter einem Tunnel in der Nähe des Friedensplatzes stand, stellte er vergnügt fest, dass der Tunnel seiner Kopfform entsprach. Hier musste natürlich auch ein Klangpunkt entstehen.
Akio Suzuki blickt immer nach vorn, schaut nie zur Seite und blinzelt kaum. Er wirkt gelassen, sieht und hört mehr als die meisten Menschen. Seine gelassene, entspannte Art und sein schwebend wirkender Gang scheinen auch nicht von dieser Welt zu sein.
Städte empfindet er aus seiner ganz persönlichen Perspektive und findet immer eine Intimität an den Orten, wo man es am wenigsten erwartet. Mit ihm war die Tour durch Bonn ein neuer Blick auf die Stadt, die dann doch wie ein unberechenbarer Dschungel erschien – als wäre eine andere Welt direkt hinter der nächsten Straßenabbiegung zu erwarten. Im September plant Suzuki eine neue Klanginstallation am Kunstmuseum Bonn.
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