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Museumsleiterin Dr. Adele Schlombs mit Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glinzter
Foto: Michael Cramer

Ein Stück Identität

21. November 2018

Jubiläumsausstellung im Museum für Ostasiatische Kunst – Kunst 11/18

Ganz locker und unter dem Gelächter der Auditoriums in der übervollen Feierstunde parlierte Dr. Adele Schlombs, seit 1991 Direktorin des 1977 neu gebauten Museums für Ostasiatische Kunst, über das Jubiläum zum 40-jährigen Bestehen ihres Hauses: „Das ist eigentlich kein Grund zum Feiern – aber in 10 Jahren habe ich keine Chance mehr dazu.“ Die Feier sei ihr voll gegönnt, leitet sie doch sehr erfolgreich das MOK seit 27 Jahren, immer mit tollen Ideen und Plänen, aber immer auch mit sehr knappen Kassen hat sie etliche große Ausstellungen gestemmt, Blockbuster, deren große Poster zwei Wände der Ausstellung zieren.

Sie hatte es geschafft, so die Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach in ihrer charmanten Begrüßungsansprache, die fertigen Pläne für eine unterirdische Museumserweiterung einzustampfen; so bleibt das inzwischen denkmalgeschützte Haus erhalten ohne jegliche Verfremdung, mit ebenerdigem Rundgang um die Miniaturlandschaft herum, mit Blick auf das benachbarte Japanische Kulturinstitut, die Tageszeit und das aktuelle Wetter. Die Liebeserklärung der Dezernentin an dieses Museum mit dem japanischen Garten und dem zeitlosen Bau des Japaners Kunio Maekawa, Schüler von Le Corbusier, mit vielfältigen Sichtachsen und der unmittelbaren Nähe zum Aachener Weiher: „Die Kunst und der Ort der Kunst sollten eins sein.“

Zu Recht beklagte Dr. Schlombs das Aus für das Berliner Ostasien-Museum, dessen Bestände mit der Pensionierung des Direktors vom Humboldt Forum übernommen wurden, Ende einer großen Tradition. Aber gleichzeitig ist das Kölner Haus damit das einzig verbleibende Ostasienmuseum in Deutschland. Schlombs ermahnte die Landesregierung daher, sich stärker dafür zu engagieren. In den vergangenen Jahren habe man nicht nur geklotzt, sondern neben vielen Neuerwerbungen die Sammlung auch „von innen“ erweitert mit neu entdeckten Schätzen aus dem Depot und Objekten von vielen privaten Spendern. Namentlich dankt sie Max Oppenhoff und der Ludwig-Stiftung und vergisst nicht die Sammler Adolf und Frieda Fischer, mit deren Objekten das Museum 1909 gegründet wurde. Nach Kriegszerstörung – die Objekte waren zuvor ausgelagert worden – wurden sie unter dem Direktor Werner Speiser aus Kisten heraus verliehen bis zum Bezug des heutigen Neubaus.


Lagerndes Kamel, Gebrannte Tonerde mit Resten beige-brauner Bemalung
China, Tang-Dynastie, 7. Jh., Dauerleihgabe Peter und Irene Ludwigstiftung im
Museum für Ostasiatische Kunst Köln, DL 93,6., Foto: RBA

Ausgestellt sind die Neuerwerbungen der letzten 40 Jahre, Plastik und Malerei, Kalligrafie, kostbare Kleidung, Bronzeglocken, übergroße Figuren, kunstvolle Alltagsgegenstände und ein imposanter Gelehrtenschreibtisch aus dem 17. Jahrhundert, alles thematisch und übersichtlich präsentiert. Dazu viele kleine Objekte wie Fotoalben mit Bildern von Folter und Hinrichtungen. Erfassen kann man das alles kaum bei einem einzigen Besuch.

Den Festvortrag zur Eröffnung hielt der Sinologe Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glinzter, ehemaliger Direktor der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel und jetzt Direktor des Chinazentrums in Tübingen. Unter dem Thema „Ein Glücksfall am Aachener Weiher – zur Zukunft einer geordneten Welt“ berichtete er eindrucksvoll von den Reisen der beiden Gründer, der Besonderheit Ostasiens und von der Notwendigkeit des Kontakts mit Menschen aus den Regionen, woher die Objekte stammen. Sie hätten zumeist eine lange Wanderungsgeschichte hinter sich, seien ihrem Ursprungskontext entzogen worden oder auch nur Handelsware für den Export. Er lobte den Mut der Kölner zu einem Bauwerk aus in Japan gebrannten Ziegeln, das den Geist der Neugier und die Anerkennung von Fremdem atme. Und das nicht stehen geblieben ist, sondern weiter gesammelt habe, nicht zuletzt getragen von Mäzenen. Das Museum sei daher ein unverwechselbarer Teil der Kölner Identität. Sein sehr umfassender und informativer Vortrag wird demnächst in erweiterter Form als Buch bei Matthes & Seitz in Berlin erscheinen.

Sinnbildlich für die Ausstellung „Alles unter dem Himmel“ ist der „Goldjunge“, eine glänzende Figur aus der Sammlung Christel und Dieter Schürzenberger, die den Besucher begrüßt. Er stellt den chinesischen Unsterblichen Liu Hai dar, Bote des Gottes für den Reichtum, mit einem Reif an Goldmünzen an der Hand – quasi ein Hoffnungsträger, was für ein finanziell gebeuteltes Museum ja nicht ganz schlecht ist. Warten wir es mal ab.

Alles unter dem Himmel | bis 30.6.19 | Museum für Ostasiatische Kunst | museum-fuer-ostasiatische-kunst.de

Michael Cramer

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