Was fällt einem ein, wenn man die Ausstellung „Untold Stories“ von Peter Lindbergh betritt?You never get a second chance to make a first impression?Besucher, und davon gab es mächtig viele an diesem Vormittag, scheinen erst einmal leicht zu erstarren, ob der Menge an Eindrücken, die da unvermittelt auf sie eindringen. Wer gedacht hatte hier Hochglanz-Titelseiten oder Ikonen der Werbebanner zu finden, findet pure Magie in Schwarzweiß und Bilder, die von allem Sujet befreit, sich selbst als Fotografie lobpreisen. Es spielt keine Rolle, ob 30 Arbeiten an einer Wand hängen oder drei, auch die teils monströse Größe schlägt nie die Wirkung einer Foto-Szenerie am Rande. Alles begann nebenan, ein Junge ging in den 1960ern von Duisburg in die Welt und wird einer der besten Modefotografen, den Mode wohl offensichtlich nur am Rande interessierte. Die Bühne im Bild wurde seine Profession und die Menschen, die in diesen Hüllen steckten, selbst wenn er sie nackt fotografiert hat.
Einige der Arbeiten im Museum Kunstpalast haben bisher nur wenige gesehen, Lindbergh hatte sie noch nie ausgestellt. Leicht ist die Auswahl sicher nicht gefallen. Auch die hohen hellen Räume, mit einer speziell eingerichteten Ausstellungsarchitektur reichen für vier Jahrzehnte manische Fotografie nie aus. Nicht einmal die doppelte Fläche hätte den Kampf ums hängen oder doch nicht hängen niemals vereinfacht, auch nicht für den Mann, der mit einem einzigen Foto 1988 sechs Supermodels erschuf und vielleicht nur weil er die Modefotografie neu definierte. Das spektakulär reduzierteste, und damit intensivste ist wohl seine Videoarbeit „Das Testament“ (2013). Der Mörder Elmer Carroll blickt dabei – zwei Monate vor seiner Hinrichtung – eine halbe Stunde lang fast regungslos in einen Einwegspiegel hinter dem Lindbergh filmte. Diese Begegnung Mensch zu Mensch ist eigentlich nicht lange auszuhalten. Dann lieber zurück in die Welt der Stars und Sternchen, die alle uniform in schlichten braunen Holzrahmen einer tollen Szenografie dienen, die der Künstler bis kurz vor seinem überraschenden Tod im September des vergangenen Jahres selbst entworfen hat. „From fashion to reality“ hieß seine Ausstellung vor drei Jahren in München. „From heaven to earth“ könnte die Schau in Düsseldorf jetzt heißen.
Peter Lindbergh: Untold Stories | bis 1.6. | Museum Kunstpalast Düsseldorf | 0211 56 64 21 00
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